Schottlands Kirche verkauft 40 Kirchen und Gebäude

Fit und schlank fürs 21. Jahrhundert

Auch die schottische Nationalkirche leidet unter Mitgliederschwund. Deshalb will sie sich verschlanken, Gebäude und Kirchen verkaufen und so fit für die Zukunft werden. Schwerpunkt sollen Angebote für die unter 40-Jährigen sein.

Denkmal von John Knox  / © Egon Boemsch (epd)
Denkmal von John Knox / © Egon Boemsch ( epd )

Wegen Mitgliederschwunds verkauft die reformiert-presbyterianische Nationalkirche Schottlands mehr als 40 Kirchen, Pfarrhäuser und kirchliche Gebäude. Sie erhofft sich davon einen Erlös von 7,5 Millionen Pfund (8,4 Millionen Euro), wie die Zeitung "The Sunday Post" berichtet. So wolle man sicherstellen, dass "die Kirk schlank und fit für den Einsatz im 21. Jahrhundert" ist.

Die schottische Nationalkirche ("The Kirk") hat nach eigenen Angaben noch rund 500.000 aktive Mitglieder. Das Immobilien-Portfolio der Church of Scotland lag laut Bericht einst bei mehr als 5.000 Gebäuden. Derzeit seien es rund 3.600, darunter 1.276 Kirchen, 770 Herrenhäuser, 1.096 Kirchensäle und 330 weitere Gemeindegebäude.

Radikaler Aktionsplan

Die presbyterianische Generalversammlung hatte 2019 einen radikalen Aktionsplan genehmigt. Er sieht laut "Sunday Post" vor, dass die Kirche bis zu 25 Millionen Pfund für das Wachstum bestehender und die Gründung neuer Gemeinden investiert. Der Schwerpunkt solle darauf liegen, die unter 40-Jährigen zu erreichen und gleichzeitig Ausgaben in vielen Bereichen zu kürzen.

Die Architektin Jane McPhillips wird mit den Worten zitiert, ehemalige Kirchen gehörten zu den begehrtesten Gelegenheiten für originelle Umbauten. Sie seien "wunderbar, um große, offene Innenräume zu schaffen", und könnten für neuen Gebrauch angepasst werden, "normalerweise ohne die Bedeutung des Gebäudes zu beeinträchtigen". So könne man "ein wichtiges Stück Geschichte bewahren".

Nicht anglikanisch

Schottland ist kulturell und religiös deutlich anders geprägt als England. In Schottland, das erst 1707 mit England und Wales zum britischen Königreich vereinigt wurde, war die Reformation vor allem religiös, nicht politisch motiviert. Der Reformator John Knox (1514-1572) setzte eine presbyterianisch-reformierte Kirchenverfassung durch. Die "Church of Scotland" ist also nicht anglikanisch. In diesem Teil der Monarchie ist der König, nun Charles III., nicht weltliches Kirchenoberhaupt der Anglikaner, sondern der Presbyterianer.

Die Einführung der Reformation zog sich lange hin und war bis Mitte des 18. Jahrhunderts von blutigen Aufständen der sogenannten Jakobiten gekennzeichnet. Zu ihnen gehörten auch die katholisch gebliebenen "Highlander", die am Ende der militärischen Übermacht der Engländer unterlagen und kulturell unterdrückt wurden.

2011 bekannten sich noch 54 Prozent der schottischen Bevölkerung zum Christentum. Die reformierte Nationalkirche ist die stärkste Konfession mit damals 32 Prozent, gefolgt von der katholischen mit 16 Prozent. Letztere profitiert von Einwanderung aus Polen, Italien und Litauen.

Quelle:
KNA