Schritt in Richtung Normalität bei Ostergottesdiensten

Liturgie als Lebensmittel?

In diesem Jahr ist vieles wieder möglich. Christen können die Ostergottesdienste nach zwei Jahren mit großen Einschränkungen wieder auf die gewohnte Weise feiern. Vielerorts gelten aber noch ein paar Vorsichtsmaßnahmen.

Autor/in:
Christoph Arens
Osternacht: Weitergabe des Lichtes / © Harald Oppitz (KNA)
Osternacht: Weitergabe des Lichtes / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach zwei Jahren mit großen Einschränkungen zum Osterfest geht es zurück in Richtung Normalität. Christen in Deutschland können wieder die traditionellen Gottesdienste der Kar- und Ostertage mitfeiern und die gewohnten Rituale miterleben.

Im vergangenen Jahr konnten die Kirchen an ihren höchsten Feiertagen Präsenzgottesdienste nur unter strengen Corona-Hygiene-Bedingungen mit Anmeldepflicht, Masken und Abstandsregeln sowie ohne Gemeindegesang gestalten.

Gottesdienstbesucher hält ein Gotteslob in den Händen / © Jörg Loeffke (KNA)
Gottesdienstbesucher hält ein Gotteslob in den Händen / © Jörg Loeffke ( KNA )

2020 mussten die Gottesdienste sogar weithin ohne die Anwesenheit von Gläubigen ablaufen. Übertragungen im Internet waren ein ungewohnter Ersatz. Auch das hatte zu einer intensiven Debatte darüber geführt, ob die Kirchen ihren seelsorgerischen Auftrag in dieser schwierigen Situation erfüllt haben. Außerdem wurde diskutiert, wie weit der Staat das Grundrecht auf freie Religionsausübung einschränken darf.

Rückkehr zu weitreichender Normalität

Zu verzeichnen ist also eine Rückkehr zu weitreichender Normalität - wenn da nicht der so bedrohliche Krieg im Osten Europas wäre. Die Erinnerung an Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu verbindet sich 2022 mit den Bildern vom Leiden und Sterben in der Ukraine - und der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende. Die Deutsche Bischofskonferenz hat deshalb eigens die im Karfreitagsgottesdienst so zentralen "Großen Fürbitten" um eine Bitte um Frieden in der Ukraine ergänzt.

Lektor am Ambo bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz (KNA)
Lektor am Ambo bei der Karfreitagsliturgie / © Harald Oppitz ( KNA )

Gespannt sein darf man, wie groß die Sehnsucht der Christen nach einer Rückkehr in die Kirchenräume ist: "Für viele Menschen ist auch Gottesdienst ein Lebensmittel" - so hatte die evangelische Theologin Margot Käßmann vor dem vergangenen Osterfest für möglichst viele Präsenzgottesdienste geworben. Zugleich formulierten katholische und evangelische Bischöfe in den Corona-Jahren die Sorge, dass viele Christen den Eindruck gewinnen könnten, auch ohne Gottesdienstteilnahme auskommen zu können.

Keine einheitlichen Regelungen

Auch für 2022 gibt es allerdings keine deutschlandweit einheitlichen Gottesdienst-Regelungen in den 27 katholischen Bistümern.

Mitverantwortlich dafür sind unterschiedliche Vorgaben der Bundesländer und unterschiedliche Einschätzungen der Bistumsleitungen. Das Erzbistum Hamburg beispielsweise erstreckt sich über drei Bundesländer und muss deshalb drei unterschiedliche Regelungen beachten. Kleine Unterschiede gibt es vor allem beim Maskentragen und beim Abstandhalten. Manche Diözesen schreiben Masken vor, andere empfehlen sie oder überlassen die Entscheidung den Gemeinden vor Ort.

Ein leeres Weihwasserbecken / © Julia Steinbrecht (KNA)
Ein leeres Weihwasserbecken / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Gemeindegesang ist weithin wieder erlaubt. Auch Chöre dürfen wieder zur Liturgie beitragen. Während der Friedensgruß per Umarmung oder Handschlag in den meisten Kirchen nach wie vor entfallen soll, können die Weihwasserbecken in vielen Gotteshäusern wieder gefüllt werden.

Vorsichtsmaßnahmen betreffen Feinheiten der Liturgie: So fordert das Erzbistum Berlin, dass bei der traditionellen Fußwaschung am Gründonnerstag, bei der der Priester den Gläubigen die Füße wäscht, jedes Handtuch nur einmal verwendet werden darf. Bei der Kreuzverehrung am Karfreitag ist das Küssen des Kreuzes untersagt.

Kelch- und Mundkommunion werden aus Hygienegründen nicht empfohlen.

Zusätzliche Videoangebote

Wie beispielsweise das Erzbistum Paderborn haben Diözesen und Gemeinden aus den zwei Pandemiejahren gelernt: Sie bieten zusätzlich zu den Präsenzgottesdiensten Livestreams über das Internet oder Alternativen zu den üblichen Feiern an - digital oder im Freien.

Auch das war Ostern 2020: Gestreamter Gottesdienst / © Corinne Simon (KNA)
Auch das war Ostern 2020: Gestreamter Gottesdienst / © Corinne Simon ( KNA )

Auch in diesem Jahr werden katholische Kar- und Ostergottesdienste in ARD und ZDF und im Hörfunk übertragen. Informationen darüber sind auch auf der Internetseite der Katholischen Fernseharbeit kirche.tv aufgeführt.

Auch viele Osterbräuche können wieder stattfinden. Etwa das traditionelle sorbische Osterreiten in der Oberlausitz. Erwartet werden am Ostersonntag in den katholischen Gemeinden rund 1.500 Osterreiter, wie das Bistum Dresden-Meißen ankündigte. In NRW dürfen die traditionellen Oster- und Brauchtumsfeuer wieder angezündet werden. Im ostwestfälischen Lügde findet am Ostersonntag auch wieder der geschichtsträchtige Osterräderlauf statt. Bei Einbruch der Dunkelheit rollen sechs mit Stroh gestopfte Feuerräder 650 Meter im freien Lauf talwärts.

Ostern

An Ostern feiern Christen ihr wichtigstes Fest: die Auferstehung Jesu am dritten Tag nach dem Tod am Kreuz. Die Botschaft von Kreuz und Auferstehung ist das Fundament ihres Glaubens. Kerngehalt ist, "dass am Ende das Leben über den Tod, die Wahrheit über die Lüge, die Gerechtigkeit über das Unrecht, die Liebe über den Hass und selbst über den Tod siegen wird", so der katholische Katechismus.

Seit dem Konzil von Nizäa im Jahre 325 wird das älteste Fest der Christenheit am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert.

Osterkerzen / © Harald Oppitz (KNA)
Osterkerzen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA