Stabsstelle Prävention nimmt Arbeit auf

"Schützend vorangehen"

Nie wieder Vertuschen oder das Leid der Opfer negieren. Mit der Neueinrichtung der Stabsstelle Prävention will das Erzbistum Köln seine Präventionsarbeit stärken. Was jetzt zu tun ist, erklärt Leiterin Katja Birkner im Interview.

Erzbischöfliches Generalvikariat Köln / © Alexander Foxius (DR)
Erzbischöfliches Generalvikariat Köln / © Alexander Foxius ( DR )

DOMRADIO.DE: Was sind Ihre konkreten Aufgaben?

Katja Birkner (Präventionsbeauftragte des Erzbistums Köln): Die Stabsstelle bedient einen großen Bereich in unserem Erzbistum. Prävention ist als Querschnittsaufgabe zu verstehen. Es gibt ganz viele Menschen, die in irgendeiner Weise unseren Schutz brauchen. Da ist erst mal die Grundaufgabe, das abzubilden, was wir tun können, um zu fördern, stärken und zu unterstützen.

DOMRADIO.DE: Die Erwartungen sind groß. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Birkner: In meinen 13 Jahren im Bereich der Jugendseelsorge habe ich einen wirklich guten Rucksack, einen Erfahrungsschatz, mitbekommen. In der Zeit war ich in unterschiedlichen Bereichen. Ich glaube, ich bringe da einiges an Grunderfahrung mit. Auch eine Grundhaltung als kirchliche Mitarbeiterin, die einen sorgsamen und achtsamen Umgang mit den uns anvertrauten Kindern, Jugendlichen und allen anderen Menschen ermöglicht.

DOMRADIO.DE: Inwieweit denken Sie, dass diese Erfahrungen bei der Präventionsarbeit dann hilfreich sind?

Birkner: Beides hat mit Kommunikation zu tun. Es geht um die Frage, ob man uns abnimmt, dass wir es ernst meinen. Und es geht auch darum, dass wir die Präventionsarbeit pastoral verorten können. Prävention hat eine theologische Dimension, denn wir müssen sicher sein, dass das, was wir tun, einen christlichen Hintergrund hat, dass in unserer Arbeit die Botschaft Jesu steckt. So sind wir immer herausgefordert, die Botschaft Jesu in der Präventionsarbeit abzubilden.

DOMRADIO.DE: Gewalt ist nicht nur sexualisierte Gewalt, sondern geht viel weiter, findet viel umfassender statt und fängt sehr viel früher an. Wie wichtig ist es, dass wir das immer mitdenken?

Birkner: Das ist ein Entwicklungsprozess. Die Prävention ist an der Stelle gut aufgestellt. Grundsätzlich sind der Maßnahmenkatalog, die Präventionsordnung und die Rahmenbestimmungen da. Und das schon seit vielen Jahren. Die Dinge werden in unserer Diözese umfassend, fast umfänglich umgesetzt. Mittlerweile können wir beim Thema sexualisierte Gewalt eine Klammer setzen.

Bei unserer Arbeit geht es in erster Linie darum, Achtsamkeit für die verschiedenen Gewaltformen zu schaffen. Das kann auch nonverbale Gewalt sein. Es ist auch möglich, jemanden in seiner Kommunikation zu verletzen. Auch da ist es Teil der Präventionsarbeit: schützend voranzugehen, achtsam zu sein und Hinweise zu geben.

Gleichzeitig machen wir immer wieder Mut und erinnern daran, dass wir durch die kirchliche Präventionsarbeit auch die gesellschaftlichen Prozesse verändern. Wir als Kirche sind ja nicht alleine mit dem Thema unterwegs. Durch unsere Arbeit verbessern wir Anforderungen auf Bundes- und Landesebene. Wir wissen mittlerweile, dass viele Betroffene in unserer Gesellschaft mit ihren Problemen alleingelassen sind. Deswegen müssen wir sehr sensibel mit dem Thema Gewalt und sexualisierter Gewalt umgehen.

DOMRADIO.DE: Ziel der Präventionsarbeit im Erzbistum Köln ist es, die Sensibilität für sexualisierte Gewalt zu erhöhen und eine Kultur des achtsamen Umgangs zu fördern. So steht es in der Absichtserklärung des Erzbistums. Haben Sie schon Ideen dazu, wie das gelingen kann?

Birkner: Die Stabsstelle ist jetzt erst mal in der Neuorganisation. Es gibt die Stabsstellen Intervention und Aufarbeitung, mit denen wir eng zusammenarbeiten. Ich denke, es ist in erster Linie wichtig zu gucken, was passiert schon bei dem Thema. Das ist mein Kundschafterauftrag. Es gibt im Erzbistum ganz viele Fachkräfte, Ehrenamtliche und Hauptamtliche, die an vielen unterschiedlichen Stellen Prävention umsetzen. Mein Job ist nun zu gucken, was brauchen die eigentlich? Welchen Bedarf haben die? Wo drückt der Schuh? Was braucht es an Unterstützung? Was können wir noch mehr tun?

DOMRADIO.DE: Was sind für Sie die ersten Schritte?

Birkner: Erst mal, dass man mich kennenlernt, dass jeder weiß, wofür ich und die Stabsstelle stehen, dass wir uns auch gut darstellen, dass man uns ansprechen kann und dass wir in einem tollen Team arbeiten.

Was konkret ansteht, ist die Neufassung der Präventionsordnung, die NRW-weit abgestimmt wird. Dafür müssen wir auch noch weitere Inhalte umsetzen, die Schulung müssen noch mal qualifiziert werden und auch die institutionellen Schutzkonzepte müssen qualifiziert und überprüft werden.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Katja Birkner (Erzbistum Köln)
Quelle:
DR