Ich kenne einen, dem ist die neue europäische Datenschutzverordnung total egal. Er hält sich gar nicht daran. Auch die hohen Strafandrohungen sind ihm völlig schnuppe. Für ihn gelten offenbar andere Gesetze. Wir Menschen brauchen natürlich gesetzliche Regelungen, die uns schützen. Gerade in unserer digitalen Welt mit den unvorstellbaren technischen Möglichkeiten brauchen wir den Schutz unserer Persönlichkeit. Das ist heute immer auch die Kontrolle über unsere eigenen Daten.
Einem aber vertraue ich blind, selbst wenn der sich an keine Datenschutzrechtlinie hält: Unser Vater im Himmel! Er weiß alles über mich. Er kennt mich durch und durch. Blickt in mein Herz und hat jedes Haar auf meinem Haupt gezählt. Gott weiß, was ich zum Leben brauche und schenkt es mir. Manchmal verstehe ich nicht sofort, was Gott mit mir vorhat. Mein Gott, denke ich dann, warum läuft das jetzt nicht so, wie Du das willst? Gott, was soll das jetzt? Aber spätestens im Rückblick erkenne ich: Unser Vater im Himmel meint es doch gut mit mir. Er zeigt mir den richtigen Weg. Er ist immer bei mir und lässt mich niemals allein.
Ich weiß, dass Gott mir auch meine Freiheit lässt. Ja – ich bin natürlich dann auch für mein freies Handeln vor Gott verantwortlich. Und am Ende der Tage wird Gott mir schon den Spiegel, das Buch mit den Daten meines Lebens vorhalten und mich dafür natürlich zur Verantwortung ziehen. Aber doch nicht wie ein kleiner menschlicher Buchhalter, sondern wie ein guter Vater, der mich ohne jeden Datenschutz durch und durch kennt. Ich hoffe dann auf seine Gnade und Barmherzigkeit. Bis dahin lebe ich getrost in der Gewissheit des Kinderliedes: "Weißt Du wieviel Sternlein stehen, an dem blauen Himmelszelt?" "Gott der Herr hat sie gezählet, dass ihm auch nicht eines fehlet, …kennt auch Dich und hat Dich lieb!"
Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln