Schulbischof Becker fordert intensive Werteerziehung

Kein Vertrauen in Eltern

Der katholische Schulbischof Hans-Josef Becker hat eine intensive Werteerziehung an Schulen gefordert. Viele Eltern täten sich mit einer christlichen Erziehung heute schwer, schreibt der Paderborner Erzbischof in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Paderborner Kirchenzeitung "Der Dom". Daher seien Kindergärten, katholische Schulen und das Fach Religion oft Orte, an denen Kinder erstmals über einen längeren Zeitraum dem Glauben begegneten, so Becker.

 (DR)

Schulen gehörten zum «Kerngeschäft» der Kirche, betont der Vorsitzende der Schulkommission der Deutschen Bischofskonferenz. «Glaube und Bildung gehören enger zusammen, als viele meinen.» Kinder und Jugendliche verbrächten immer mehr Zeit in der Schule. Ihre dortigen Erfahrungen stünden oft in keinem Lehrplan, prägten aber das ganze Leben. Umso mehr sollten die Schulen Werte pflegen. Diese sollten das Miteinander von Lehrern, Schülern und Eltern ebenso bestimmen wie die Zeit- und Raumgestaltung.

Die katholische Kirche ist Träger von bundesweit rund 1.160 Schulen. Diese haben laut Erzbischof den Auftrag, «einen Lebensraum zu schaffen, in dem der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist». Als Beispiel für eine zeitgemäße christliche Werteerziehung nennt er das Projekt «Compassion», bei dem Schüler Praktika in Altenheimen, Krankenhäusern oder anderen sozialen Einrichtungen absolvieren. «In der persönlichen Begegnung lernen sie, die Welt aus der Perspektive alter, behinderter oder obdachloser Menschen zu sehen», so Becker. Er leitet seit 2006 die Schulkommission. Vor dem Theologiestudium hat er selbst auf Lehramt studiert.