Noch nie in den vergangenen 50 Jahren sind die Schulden von Entwicklungs- und Schwellenländern so schnell gewachsen wie in den letzten zwei Jahren. Wie dramatisch die Schuldenkrise im Globalen Süden mittlerweile ist, zeigt der Schuldenreport 2020. 124 von 154 untersuchten Staaten sind demnach kritisch verschuldet, wobei sich in mehr als 60 Prozent der betroffenen Länder die Lage seit 2014 immer weiter verschlechtert hat. Absolut betrage die Auslandsverschuldung aller betrachteten Länder 7,81 Billionen US-Dollar (rund 7,08 Billionen Euro). 19 Staaten haben die Zahlungen an ausländische Gläubiger laut dem Report ganz oder teilweise eingestellt.
Immer mehr Länder laufen Gefahr wie schon in den 1980er Jahren in eine Schuldenfalle zu geraten. Eine Situation, in der Kredite nicht mehr der Finanzierung nachhaltiger Entwicklung und der Verbesserung der Lebensgrundlage der Menschen dienen, sondern nur mehr dazu, alte Kredite zu bedienen. Eine "doppelte Verwundbarkeit" droht besonders jenen Ländern, die unter den Folgen des fortschreitenden Klimawandels leiden.
Der erdrückende Schuldendienst erschwert dringend notwendige Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise. Zunehmende Katastrophen und andere Auswirkungen des Klimawandels können beispielsweise kleine Inselstaaten oder arme Länder im Südlichen Afrika über Nacht in die Zahlungsfähigkeit treiben. Staaten nehmen gar neue Kredite zur Bewältigung der Folgen auf. So entsteht ein Teufelskreis: Die Staaten verschulden sich weiter und/ oder sparen bei den Ärmsten. Damit wiederum werden diese immer anfälliger für die Auswirkungen des Klimawandels.
(Quelle: Misereor, Erlassjahr 27.01.2020)