Die künftige schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen will an Grundschulen neben dem Religionsunterricht auch einen Ethikunterricht ermöglichen. "Neben vielfältigeren religiösen Bekenntnissen ist auch die Anzahl der Familien ohne konfessionelle Bindung angewachsen", heißt es zur Begründung in dem am Freitag in Düsseldorf vorgelegten Koalitionsvertrag von CDU und FDP. Das Fach Englisch an der Grundschule dagegen soll auf den Prüfstand.
An allen weiterführenden Schulen soll das Schulfach Wirtschaft eingeführt werden, das sowohl Kenntnisse der Wirtschaftsordnung wie auch Aspekte der Verbraucherbildung umfassen soll. Mit Blick auf die Digitalisierung kündigen die Koalitionspartner eine bessere Mittelausstattung der Schulen an. Außerdem sollten alle Schüler Grundkenntnisse im Programmieren erlernen.
Talent-Schulen sollen kommen
Um benachteiligten Kindern Aufstiegschancen zu eröffnen, kündigen CDU und FDP die Einrichtung von "mindestens 30 Talent-Schulen" vor allem mit naturwissenschaftlich-technischem Schwerpunkt in Stadtteilen "mit den größten sozialen Herausforderungen" an. Diese Schulen unterschiedlicher Schulformen sollten eine exzellente Ausstattung und modernste digitale Infrastruktur erhalten und als "Leuchtturmprojekte" ausstrahlen.
Weiter umfasst das schulpolitische Kapitel im Koalitionsvertrag die bereits angekündigte generelle Rückkehr zu G9 am Gymnasium mit Ausnahmemöglichkeiten für das G8-Modell. Der gemeinsame Unterricht für behinderte und nicht-behinderte Kinder soll künftig an Schwerpunktschulen erfolgen, Förderschulen sollen auch trotz geringer Schülerzahl erhalten werden.
Gemischte Reaktionen
Bei Lehrerverbänden stießen die schulpolitischen Aussagen im Koalitionsvertrag auf unterschiedliche Resonanz. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Dortmund kritisierte, viele Fragen blieben unbeantwortet. Beim Thema Inklusion etwa sei nicht klar, wie das Problem der Versorgung mit Sonderpädagogen gelöst werden solle.
Positiv hob der VBE-Landesvorsitzende Udo Beckmann hervor, dass offenbar mehr Lehrer eingestellt werden sollten, merkte jedoch an: "Die dafür notwendige Lehrkräfte wird man nicht finden, wenn weiterhin die Frage der gerechten Bezahlung ausgeklammert wird."
Zur Behebung des "eklatanten Lehrermangels" forderte auch der Verband "lehrer nrw", der vor allem Realschullehrer vertritt, eine Eingangsbesoldung nach A13 für alle Lehrkräfte. Nur so könne NRW im Wettbewerb um die besten Lehrkräfte mithalten. Die Einführung des Fachs Wirtschaft und die Rückkehr zu G9 begrüßte die Verbandsvorsitzende Brigitte Balbach als "sinnvolle Weichenstellungen".