Schwester Benedikta habe ihre Anstellung als Einsiedlerin bei der Bürgergemeinde Solothurn zu Ende Februar gekündigt, sagte Bürgergemeindepräsident Sergio Wyniger dem Schweizer Internetportal kath.ch. am Dienstag. Der Ort habe der Eremitin nicht das spirituelle Leben ermöglicht, das sie gesucht habe. Schwester Benedikta lebte seit Juli 2014 in der Verenaschlucht.
Die Gemeinde und Schwester Benedikta - mit zivilem Namen Franziska Sigel - hätten lange darum gerungen, dass die Einsiedelei ein "gehüteter Ort mit einer authentischen Einsiedlerin" bleibe, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde. Die Ziele und Vorstellungen seien jedoch zu verschieden gewesen: Schwester Benedikta habe die Einsiedelei letztlich verlassen, um ihrer Berufung treu zu bleiben.
Tausende Besucher an Sonntagen
"Schwester Benedikta hat der Spiritualität einen größeren Stellenwert beigemessen", sagte Wyniger. Man habe ihre diesbezüglichen Ansprüche nicht erfüllen können. Die Gemeinde betrachte die Einsiedelei als einen Ort, der für alle zugänglich sein solle - auch für Menschen, die Sport machen oder die Natur genießen wollten. Die Schlucht sei ein attraktiver Ausflugsort. An Sonntagen besuchen sie nach Angaben Wynigers Tausende Menschen. Damit gehe ein entsprechender Rummel einher. Folglich könne es schwierig sein, sein Leben hier dem Gebet zu widmen, so Wyniger.
Die Gemeinde bedauere den Weggang von Schwester Benedikta, heißt es. Die Einsiedlerstelle werde vorläufig nicht neu ausgeschrieben.
Gemeinde plant neues Konzept
Stattdessen wolle man die Situation überdenken und ein neues Konzept erarbeiten. Zwar geht Wyniger davon aus, dass auch künftig ein Eremit die Einsiedelei bewohnen wird. Sicher sei dies jedoch nicht. Die zuständige Arbeitsgruppe könne auch zu einem anderen Schluss kommen.
Schwester Benedikta, Mutter von vier erwachsenen Kindern, lebte rund eineinhalb Jahre in der Einsiedelei. 2014 war die Bernerin aus 119 Personen, die sich um die Eremitenstelle beworben hatten, ausgewählt worden. Zu ihren Aufgaben gehörte die Pflege des Gartens, der Kontakt zu den Besuchern und die Betreuung der beiden Kapellen Sankt Martin und Sankt Verena.
Die Tradition eremitischen Lebens in der Einsiedelei Sankt Verena reicht bis mindestens in die Mitte des 15. Jahrhunderts zurück. Der Lebensunterhalt der Einsiedler wird nach alter Gepflogenheit von der Bürgergemeinde Solothurn finanziert.