Schweizergarde mit Nachwuchsproblemen?

Harte Schichtarbeit zum Papstschutz

Es ist die älteste und kleinste Armee der Welt, die Schweizergarde im Vatikan. Die Gardisten im Vatikan gibt es seit über 500 Jahren, aber die Rekrutierung ist offenbar schwer. Nun versucht man, mit einem neuen Werbefilm zu locken.

Schweizergarde am Petersdom / © Paul Haring (KNA)
Schweizergarde am Petersdom / © Paul Haring ( KNA )

DOMRADIO.DE: Hat die Schweizergarde ein Nachwuchsproblem?

Mario Galgano (Schweizer Staatsbürger und Redakteur bei Vatikan News): Das würde ich nicht unbedingt sagen, aber man muss ja schon bedenken, um Schweizer Gardist zu werden, braucht es gewisse Voraussetzungen. Und wenn man es mal mathematisch betrachtet: Die Schweiz besteht aus sieben bis acht Millionen Einwohnern, davon fallen zwei Millionen weg, weil es Ausländer sind, dann fallen natürlich die Frauen weg und dann kommt hinzu, dass man katholisch sein muss. Und das sind etwa 40 Prozent der Schweizer. Also man sieht, es ist ein bisschen kompliziert.

Schweizergarde auf dem Petersplatz / © Giuseppe Lami  (dpa)
Schweizergarde auf dem Petersplatz / © Giuseppe Lami ( dpa )

Aber ich würde nicht unbedingt von Nachwuchsproblemen sprechen, das Problem besteht eher darin, überhaupt geeignetes Personal zu finden. Sprich, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind, muss man Männer finden, die in die Armee passen und mit Kameraden zusammenleben wollen. Das ist nicht jedermanns Sache.

Schweizergarde

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 

Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sagen 'Armee' – also es sind ja tatsächlich reale Gardisten, also keine reine Showgarde, auch wenn sie so aussehen.

Galgano: Genau. Im Übrigen bedeutet der Job auch Schichtarbeit, zum Beispiel nachts, am Wochenende und an Feiertagen wie Ostern und Weihnachten, wo ja hier Hochbetrieb ist. Das heißt, es ist schon eine sehr anstrengende Angelegenheit. Zur Aufnahme muss man einen Test machen, beispielsweise eine Stunde lang ruhig stehen. Machen Sie das mal nach, das ist gar nicht so einfach.

Und seit Kurzem absolvieren die jungen Gardisten, die eintreten, im Kanton Tessin einen Vorkurs in Sicherheit und Nahkampf, um sich auf die Tätigkeit vorzubereiten. Eine weitere Voraussetzung ist die Schweizer Rekrutenschule, also die Militärausbildung, die obligatorisch ist für alle Schweizer Bürger. Und man muss ja auch ledig sein, man darf also nicht verheiratet sein, das hat aber eher logistische Gründe. Die Rekruten leben hier in einer Kaserne, eigentlich in einem Einzelzimmer - de facto sind es aber zwei Zimmer - im Grunde ist es ein Leben wie in einer ganz normalen Armee.

DOMRADIO.DE: Es gibt inzwischen ein YouTube-Video, mit dem die Schweizergarde für sich wirbt. Wie ist das denn im Vatikan angekommen? Es ist ja sehr episch, sehr heldenhaft...

Galgano: Ja, es ist ein schönes Video. Vatican Media, die neue Medienabteilung des Vatikans hat da mitgewirkt, um das Video professionell zu produzieren. Die Idee ist, junge katholische Schweizer darauf aufmerksam zu machen, dass es eine Schweizergarde gibt und was sie machen und dass es neben den Herausforderungen auch die schönen Seiten gibt. Man wohnt ja in Rom, lebt in Kameradschaft und verlockend ist natürlich die Tatsache, dass man Tür an Tür mit dem Papst arbeitet.

Dass man ihn trifft, aber auch andere Persönlichkeiten, das ist auch was Schönes an dieser Tätigkeit, man bekommt ja jeden Tag irgendwelche Prominente, die den Papst besuchen, zu Gesicht. Das ist ja auch etwas Positives und fördert die Motivation.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.

Quelle:
DR