Die Todesstrafe sei "eine schwerwiegende Verletzung des Rechts auf Leben, das jeder Mensch hat", heißt es in der am Mittwoch vom Vatikan verbreiteten Ansprache.
Haftsysteme immer effizienter
Zwar müssten die menschlichen Gesellschaften häufig schwersten Straftaten entgegentreten, die sich gegen Sicherheit und Gemeinwohl richteten, so das Kirchenoberhaupt. Dennoch gebe es heute andere Mittel, um solche Verbrechen zu sühnen. So würden die Haftsysteme immer effizienter, um die Allgemeinheit vor dem Bösen zu schützen, das Personen anrichten könnten. Dabei müsse dem Schuldigen aber stets die Möglichkeit zur Reue gegeben werden, betonte der Papst.
Franziskus hatte zuletzt mehrfach seine Ablehnung der Todesstrafe bekräftigt. 2018 änderte er den katholischen Katechismus und erklärte diese Form der Bestrafung für "unzulässig", weil sie "gegen die Unantastbarkeit und Würde der Person" verstoße.
In der bis dahin gültigen Fassung hatte es geheißen, die Kirche schließe die Todesstrafe unter bestimmten Bedingungen nicht aus, wenn dies der einzige Weg wäre, Menschen vor einem Aggressor zu schützen.
Der am Mittwoch eröffnete dreitägige Weltkongress gegen die Todesstrafe in Brüssel ist die siebte derartige Veranstaltung seit 2001. Die Veranstalter erwarteten rund 1.000 Teilnehmer aus 140 Ländern, darunter Minister und Diplomaten sowie Politiker, Juristen und Vertreter der Zivilgesellschaft.
Schutz der Menschenrechte Teil der europäischen Agenda
EU-Parlamentsvizepräsident Pavel Telicka eröffnete die Konferenz am Morgen im Parlament. Er erinnerte daran, dass der Schutz der Menschenrechte Teil der europäischen Agenda sei. "Bestrafung, die entmenschlicht, ist selbst ein Verbrechen und muss daher überdacht werden", sagte er.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini betonte, jedes Leben zähle, egal wie viele Fehler eine Person mache. "Wir glauben, dass die Antwort auf ein Verbrechen nie ein anderes Verbrechen sein sollte", so die EU-Politikerin.