domradio.de: Sie sind das erste Mal in Rom - gefällt es Ihnen?
Schwester Katharina Hartleib: Wem sollte es hier nicht gefallen? Es ist eine traumhafte Stadt. Das Flair nimmt einen vom ersten Augenblick an gefangen - diese Mischung aus uralt und ganz neu, von heilig und unheilig. Die Stadt ist unglaublich vielfältig und international und gibt einem trotzdem das Gefühl, geborgen zu sein. Ich finde das faszinierend.
domradio.de: Ist das denn so, wie Sie sich das vorgestellt hatten?
Schwester Hartleib: Man hat von Rom eine Vorstellung - dank zahlreicher Filme und Bilder. Aber den Petersdom von innen zu sehen und Gottesdienst dort feiern, ist schon etwas anderes. Was mich überrascht hat, obwohl ich es schon in Assisi im vergangenen Jahr erlebt habe, war die unglaubliche Militärpräsenz rund um den Petersdom. Gestern hat Papst Franziskus den Angelus-Segen gesprochen. Es war ein wunderbares Fest mit zehntausenden Menschen. Doch ich hätte nicht gedacht, dass zwei Stunden vorher der Platz schon zu dreiviertel voll ist und man ganz lange Zeit braucht, um durch die Kontrollen zu kommen. Das erschreckt mich auch ein bisschen.
domradio.de: Ein großes Engagement haben der Vatikan und der Papst für die ganzen Obdachlosen gezeigt, die sich rund um den Petersdom aufhalten. Unter anderem wird ihnen öfter ein Schlafplatz in den kalten Winternächten angeboten. Was bekommen Sie davon mit?
Schwester Hartleib: Ganz viel. Schon in Köln, wo ich viele Jahre gearbeitet habe, habe ich die Probleme vieler Obdachlosen miterlebt. Das ist hier in Rom auch so. Ich sehe abends, wenn ich durch die Straßen gehe, dass sich ganz viele ihr Nachtlager rund um die Kolonnaden bereiten. Was mir auffällt: die Gelassenheit und Freundlichkeit dieser Leute. Man wird begrüßt, es wird versucht ein Schwätzchen zu halten - was jedoch bei meinem mangelnden Italienisch nicht so einfach ist. Aber man bekommt schon mit, dass es dort Organisationen gibt, die sich kümmern. Durch das Engagement des Vatikans haben die Menschen endlich mehr Möglichkeiten bekommen.
domradio.de: Jetzt sind Sie als Franziskaner-Schwester das erste Mal in Rom bei Papst Franziskus. Was bedeutet das für Sie, dass wir jetzt einen Papst haben, der Franziskus heißt?
Schwester Hartleib: Das ist natürlich schön. Er hatte erklärt, dass er Francesco heißen will, weil einer seiner Mitkardinäle gesagt hatte: Vergiss die Armen nicht. Und das merkt man ganz deutlich, dass er sich um die Armen kümmert. Das bedeutet mir schon sehr viel, weil das unsere Aufgabe weltweit ist. Ich treffe mich heute Nachmittag mit unseren "Cousinen", den Salzkottener Franziskanerinnen, die in Rom ihr Generalat haben. Sie sind in noch viel mehr Ländern und Kontinenten als wir präsent - auch in Afrika oder Rumänien. Dort engagieren sie sich für die Armen. Ich freue mich sehr auf den Austausch mit ihnen.
domradio.de: Wie machen Sie das denn als "Fußballnonne" mit dem Fußball - haben Sie etwas verfolgen können?
Schwester Hartleib: Verfolgen nicht, aber die Ergebnisse konnte ich mir tatsächlich auf mein Smartphone holen. Ein Unentschieden für Köln – okay, aber ein Sieg wäre schon besser gewesen. Aber gleich am Anfang ein Tor zu bekommen, muss man auch erstmal wegstecken. Ich bin froh über diesen einen Punkt.
Das Gespräch führte Renardo Schlegelmilch.
Schwester Katharina Hartleib aus dem Franziskaner-Kloster in Olpe ist FC-Fan und hat als Fußball-Expertin unter anderem die EURO2016 in Frankreich für domradio.de kommentiert.