"Die Christen sind in einer besonders schwierigen Situation, weil sie eine doppelte Minderheit sind", sagte Frings auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Konrad Adenauer Stiftung (KAS) mit dem Bund Katholischer Unternehmer und dem Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem Komturei Sankt Martin.
Im Vordergrund für die Christen in den palästinensischen Gebieten stehe nicht die Religionszugehörigkeit, sondern die Probleme durch die israelische Militärbesatzung. Darunter litten die etwa 50.000 bis 75.000 Christen genauso wie die Muslime. Auch für die in Israel lebenden Christen gebe es innerhalb der politischen Gesellschaft keine religiösen Konflikte.
Christen, die auswandern
Allerdings nehme der islamische und jüdische Extremismus in der Region derzeit wieder zu, sagte Frings. "In der Folge wird es für Minderheiten jeglicher Art schwieriger." Zudem sähen sich in Israel viele aus dem Ausland eingewanderte Christen mit israelischem Nationalismus konfrontiert. Im Zuge der jüdischen Einwanderung aus der früheren Sowjetunion seien auch etwa 30.000 bis 40.000 Christen nach Israel gekommen, meist als Ehepartner. Ab 2007 seien auch afrikanische Christen als Flüchtlinge ins Land eingewandert.
Diese spezielle Situation der Zugehörigkeit zu einer Minderheit und die allgemein schwierige Lage in der Region führe dazu, dass überdurchschnittlich viele Christen auswanderten, sagte Frings.
"Weil sie können"
Während Anfang des 20. Jahrhunderts mit 14,5 Millionen noch etwa 25 Prozent der Bevölkerung im Vorderen Orient Christen gewesen seien, seien es heute nur noch sechs Prozent. Mittlerweile lebe die Mehrheit der palästinensischen Christen im Ausland. "Die Christen gehen, weil sie gehen können", stellte Frings fest.
Bildung
Dank einer überdurchschnittlichen Bildung und guter Sprachkenntnisse sei es für viele Christen leichter, im Ausland Fuß zu fassen. Die Christen unterhielten in den Autonomen Gebieten zahlreiche Bildungseinrichtungen, die auch für die palästinensische Gesellschaft insgesamt bedeutend seien, sagte Frings. Denn die christlichen Schulen würden mehrheitlich von Muslimen besucht.
Als Beispiel stellte Hans-Jürgen Dörrich von der Hilfsorganisation Don Bosco Mondo die Schule für berufliche Bildung des Salesianer Don Boscos in Bethlehem vor. Die Schule für Mechatroniker und Elektriker habe 300 Schüler, von denen ein Drittel Christen und zwei Drittel Muslime seien, sagte Dörrich.