Seelsorgerin hilft bei Kummer auf dem Wacken-Festival

"Wir sind da, hören zu und stabilisieren"

Das größte Heavy-Metal-Happening der Welt ist gestartet. Das Wacken-Festival zieht bis zu 85.000 Fans an. Die Kirche ist ebenfalls präsent. Die evangelische Seelsorgerin Anna Schaefer steht den Musikliebhabern zur Seite.

Seelsorge auf dem Wacken / © Christian Landmann/Junge Nordkirche
Seelsorge auf dem Wacken / © Christian Landmann/Junge Nordkirche

DOMRADIO.DE: Am Mittwoch um 12 Uhr ging es los. Das Wacken-Festival ist eröffnet. Wie war das?

Seelsorge auf dem Wacken Open Air / © Christian Landmann/Junge Nordkirche
Seelsorge auf dem Wacken Open Air / © Christian Landmann/Junge Nordkirche

Anna Schaefer (Referentin der Jungen Nordkirche): Das war überwältigend. Das Wetter spielt mit, die Festivalbesuchenden sind richtig gut drauf. Man merkt auch die Arbeit unseres Seelsorgeteams hat sofort Fahrt aufgenommen. Das macht Spaß, das ist gut. Man merkt, dass wir an einem guten Ort sind und dafür richtig sind.

Anna Schaefer

"Wir sind da und haben Zeit."

DOMRADIO.DE: Sie sind als Seelsorgerin in Wacken mit dabei. Was kann man sich unter Festivalseelsorge vorstellen?

Schaefer: Wir haben auf dem Wacken Open Air ein Zelt und mehrere Teams. Insgesamt ist es ein Team von 25 ehrenamtlichen Seelsorgenden. 

Die gehen über das Feld, sind an unserem Zelt und sind ansprechbar. Wir haben Zeit für die Menschen, die gerade vielleicht irgendwas zu Hause erlebt haben, das sie belastet. Sie haben vielleicht etwas mitgebracht, bei dem sie merken, dass sie sich nicht auf das Festival einlassen können. Oder sie sind vorbelastet, haben eine Krankheit und merken, dass sie an ihre Grenzen stoßen.

Heavy-Metal-Festival in Wacken / © Axel Heimken (dpa)
Heavy-Metal-Festival in Wacken / © Axel Heimken ( dpa )

Dann sind wir da, hören zu und stabilisieren. Oder die Menschen erleben plötzlich diese große Masse von 85.000 Menschen und merken, dass sie sich das anders vorgestellt haben. Das kann überfordernd sein. Das kann überfluten sein. Dann sind wir da und haben Zeit.

Anna Schaefer

"Das ist das volle Leben, was wir hier schon erlebt haben."

DOMRADIO.DE: Was haben Sie bis jetzt schon so erlebt? Wo kamen Sie denn zum Einsatz?

Schaefer: Unsere Feldteams haben gute Rückmeldungen gekriegt. wenn die rüber gehen. Die Kontakte sind meistens: "Moin, schön, dass, ihr da seid. Gut, dass es euch gibt." 

Am Zelt haben wir Überforderung. Menschen, die zu Hause gerade jemanden verloren haben und merken, so ganz funktioniert das hier nicht. Oder auch Panikattacken, weil die Besuchenden sich das anders vorgestellt haben. Aber wir haben auch Beziehungskrisen. Paare, die zu uns kommen. Die sagen, dass es irgendwie nicht funktioniert. Das ist das volle Leben, was wir hier schon erlebt haben.

Anna Schaefer

"Wir gucken, was sie brauchen und wie wir sie stabilisieren können."

DOMRADIO.DE: Sie bieten Gespräche an oder wie genau helfen Sie den Menschen?

Schaefer: Genau. Wir haben ein interdisziplinäres Team von Psycholog:innen, Diakon:innen, Pastor:innen, Sozialarbeiter:innen, Berater:innen, die alle zusammenarbeiten, wenn die Menschen zu uns kommen. Dann gucken wir, was sie brauchen und wie wir sie stabilisieren können. Wie können wir Ruhe reinbringen? Wie können wir gucken, dass sie das Festival Schritt für Schritt gut überstehen.

DOMRADIO.DE: Sie sind bei dem größten Heavy-Metal-Festival der Welt. Können Sie selber ein bisschen mitfeiern?

Schaefer: Ja, wir haben ein Schichtsystem, das mir ein paar Freiheiten lässt. Gestern Abend war ich zum Beispiel bei Suzi Quatro. Das war sehr witzig.

Das Interview führte Tim Hellsen.

Evangelische Nordkirche

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) ist der Zusammenschluss der früheren Nord-Elbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche. Sie wurde am Pfingstsonntag 2012 gegründet und ist damit die bundesweit jüngste Landeskirche. Ihr Gebiet umfasst Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Brandenburgs.

Lübecker Marienkirche  (shutterstock)
Quelle:
DR