DOMRADIO.DE: Sie planen eine besondere Segens-Aktion, die nennen Sie provokativ "Scheiß auf Noten-Segen". Wie genau wird das ablaufen, wenn Schülerinnen und Schüler sich den abholen?
Johanna Friese (Medienpfarrerin, Segensbüro Berlin): Es ist im Grunde genommen ein richtig buntes Segensfest. Vor der Kirche ist ein großer runder Platz und da haben wir viele Menschen ins Boot geholt. Es wird Spielstationen und Bastelstationen geben. Ein Musiker, der ein bisschen Mut-Mach-Musik spielt, ist dabei und ein Eiswagen muss natürlich auch dabei sein.
Wir wollen einfach, dass heute gefeiert wird und im Mittelpunkt dieses Platzes wird ein kleines Siegertreppchen aufgebaut sein und da kann jedes Kind drauf steigen, bekommt von uns eine Gute-Laune-Medaille, einen Smiley, der lacht. Und natürlich einen Segen.
Die Idee ist auch, dass Eltern und Kinder hier ein bisschen verweilen können. Wir werden Liegestühle aufstellen, wir wollen, dass man miteinander spricht und sich vielleicht auch gegenseitig sagt: 'Ich finde ganz toll an dir, wie du bist, wie du lachst, wie du sportlich bist, was du vorhast, wo deine Ideen stecken.' Das wollen wir so ein bisschen rauskitzeln und zwar auch durch unsere Segens-Aktion, durch dieses Segnen selbst. Manchmal geht bei Menschen genau da noch mal ein neues Türchen auf.
DOMRADIO.DE: Bestärkung von allen Seiten, ganz unabhängig von den Schulnoten. Beobachten Sie denn so was wie Schulangst, Leistungsdruck oder dieses Gefühl, den Anforderungen in der Schule manchmal nicht gewachsen zu sein?
Friese: Was ich schon beobachte heute ist natürlich ganz viel Vergleich. Das weiß ich auch von meinen eigenen Kindern, gerade im Grundschulalter. Da wird viel verglichen. Einerseits wollen die Kinder natürlich auch gucken, wo sie stehen und freuen sich auch auf Noten.
Aber ich weiß eben auch, wenn es nicht so läuft, dann ist das auch mit einer Traurigkeit verbunden. Das war uns auch wichtig: Wir feiern unabhängig von dem, wie es beim Zeugnis ausgeht. Wir haben trotzdem auch Profis vor Ort, also in dem Fall von der evangelischen Familienberatung, der Diakonie. Da ist eine Kollegin, die sich einfach gut auskennt und die vielleicht noch mal ein paar Tipps geben kann, auch für Eltern, wie sie den Druck rausnehmen können, wie sie jetzt einfach mit dem Kind entspannt in die Ferien starten können, ganz egal mit welchem Zeugnis.
DOMRADIO.DE: Der liebe Gott, vergleicht der die Kinder? Guckt der auf Zeugnisse?
Friese: Wir sind ja davon überzeugt, dass der liebe Gott uns alle so will, wie wir eben sind, mit allem, was wir mitbringen. Genau das ist eigentlich auch unsere Idee: Jedes Kind soll genau das spüren. Du bist angenommen, du bist wer, ohne deine Leistung ganz genau anzusehen.
Wir glauben ja auch an ein Entwicklungspotenzial. Dass jeder wirklich viele Eigenschaften hat und was vielleicht nicht ganz in die Schule passt, ist dann kreativ oder was auch immer. Aber man muss es eben entdecken.
Man darf es, glaube ich, auch mal übersetzen. Drei ist nicht gleich drei. Für den einen ist es ein Erfolg, für den anderen eine Niederlage. Das Entscheidende ist eben, bleibt man dran und bleibt man mit Freude dran? Mir kommt manchmal auch heute die Freude ein bisschen kurz bei all dem Druck, dass man das wiederentdeckt, dass man eigentlich auch zusammen ist und öfter spielen sollte. Ich glaube, Gott ist dabei, wenn wir Gemeinschaft feiern.
Das Interview führte Verena Tröster.