Morgenimpuls von Schwester Katharina

Seien wir solidarisch und einander zugewandt!

Der Inzidenzwert ist deutlich gestiegen und noch immer sind nicht genügend Menschen geimpft. Es hilft aber nicht zu wettern und zu schimpfen und mangelnde Solidarität zu beklagen, meint Schwester Katharina.

 (DR)

Gestern war ein wunderbar sonniger Tag und schon kurz vor Mittag strahlte die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel und lockt nach draußen. Aber irgendwie wirkt draußen alles wie schaumgebremst. Durch den Corona-niedrigen Sommer und frühen Herbst haben sich alle gefreut, dass es jetzt nach und nach wieder losgehen kann mit den Konzerten, mit den Weihnachtsmärkten, mit den Festen und Feierlichkeiten, mit dem Sport und vielem mehr. Und jetzt? Jetzt sind viele ratlos.

Die Marktausrichter, die Veranstaltungsmanager, die städtischen Ordnungsämter, die Kirchen, die Schulen, die Sportvereine und wir selber zu Hause. Was geht denn jetzt oder was geht nicht? Welches Gesetz ist aktuell und was müssen wir kontrollieren? Und warum das alles? Weil ein paar Millionen Menschen nicht zu überzeugen sind, dass die beste Möglichkeit, sich und die Mitmenschen zu schützen, zwei Impfungen sind. Aber es hilft nicht, jetzt zu wettern und zu schimpfen und Schuldige zu suchen und Dummheit zu bescheinigen und mit "Wir haben es schon immer gewusst!" resigniert abzuwinken.

Vom Altbundeskanzler Konrad Adenauer gibt es einen sehr bemerkenswerten Satz. Er sagte irgendwann mal: "Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, es gibt keine anderen." Das klingt zunächst fatalistisch, aber es ist so. Gott hat den Menschen mit einem freien Willen ausgestattet und greift nicht ein, auch wenn der Mensch mit diesem freien Willen dumme oder falsche Dinge tut. Wir wissen heute, dass die Freiheit des Einzelnen so weit gehen kann, bis sie die Freiheit des anderen einschränkt oder gefährdet. Man kann es auch ganz einfach Solidarität nennen.

Und wie in den vielen Fällen der letzten Jahrzehnte, wo eine gemeinsame Sache die Solidarität aller erfordert hat, so ist es auch heute. Nehmen wir die Menschen, wie sie sind und seien wir aber selbst solidarisch und zugewandt, damit die Pandemie eingedämmt werden kann und nicht noch mehr Menschen sterben müssen durch unsere Sorglosigkeit oder mangelnde Solidarität. Und beten wir füreinander.


Quelle:
DR