Seit 1996 ministriert Ruth Nobis beim Internationalen Soldatengottesdienst

"Wäre ich ein Mann, würde es niemandem auffallen"

Normalerweise sind die Messdiener im Kölner Dom männlich. Aber es gibt auch Ausnahmen. Einmal im Jahr schwenkt Ruth Nobis beim Internationalen Soldatengottesdienst das Weihrauchfass. Für die Soldatin in Reserve etwas besonderes.

Seit 1996 schwenkt Ruth Nobis das Weihrauchfass beim Soldatengottesdienst (KNA)
Seit 1996 schwenkt Ruth Nobis das Weihrauchfass beim Soldatengottesdienst / ( KNA )

Es ist ihr Highlight: Der Internationale Soldatengottesdienst im Kölner Dom. Über tausend Soldatinnen und Soldaten nehmen jedes Jahr an dem besonderen Gottesdienst teil. Vom Altar herab blickt man in ein Meer aus blauen und grauen Uniformen. Doch nicht nur im Publikum, auch unter den Ministranten sind an diesem Tag Angehörige der Bundeswehr. Eine von ihnen ist Ruth Nobis. Sie ist ehemalige Oberfeldapothekerin und nun als Reservistin dabei. Seit 22 Jahren ministriert die gebürtige Düsseldorferin als einzige Frau beim Internationalen Soldatengottesdienst. Dazu kam es eher zufällig.

Wer will das Weihrauchfass? Ich!

1995 wurde die studierte Pharmazeutin und Lebensmittelchemikerin nach Bonn versetzt. In dem Jahr nahm sie das erste Mal am Soldatengottesdienst teil. Und war gleich von dem Erlebnis begeistert. Ein Jahr darauf meldete sie sich zur Probe. "Die ersten Jahre waren es in der Regel nur Grundwehrdienstleistende, die ministriert haben. Da wurde dann gefragt: Wer hat schon mal ministriert? Dann zeigten zwei auf und ich. Dann wurde gefragt: Wer möchte den Weihrauch nehmen? Keiner zeigte auf. Da habe ich mich natürlich gemeldet." So sei sie zum Weihrauchfass gekommen, sagt Ruth Nobis mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Die Reaktionen auf die erste weibliche Ministrantin waren anfangs gemischt, dann aber positiv. Schnell merkten der damalige Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und das Domkapitel, dass sie nun einen Profi engagiert hatten.

1974 war sie eine der ersten Ministrantinnen im Bistum Aachen

Die ganze Familie von Ruth Nobis diente jahrelang im Gottesdienst. Ihre beiden Großväter waren Organist und Küster. Ihr Bruder wurde Ministrant. Das wollte sie auch. Mit 14 Jahren war sie zum ersten Mal selbst Kommunionhelferin. Anfangs durften die Mädchen allerdings nur werktags dienen, denn die Gemeinde war im Gegensatz zum Pfarrer noch nicht überzeugt. "Aber das war uns damals egal. Hauptsache wir durften dienen. Nach zwei, drei Jahren durften wir dann auch sonntags helfen. Dann hatten auch die umliegenden Gemeinden Mädchen und dann hat sich das eingespielt.", erzählt die inzwischen Mitfünfzigerin von den Anfängen ihrer dreißigjährigen Tätigkeit als Ministrantin. Ihren Glauben konnte sie mit ihrem Beruf als Sanitätsoffizier immer vereinbaren.

Christsein und Militär ist für sie kein Widerspruch

Vier Mal war sie im Balkan stationiert. Dort hat sie die medizinische Versorgung mitorganisiert, die Ärzte vor Ort unterstützt oder die Trinkwasseraufbereitung betreut. Genau in diesen Auslandseinsätzen spürte sie, dass ihre Arbeit sinnvoll sei. "Kardinal Meisner hat mal vor Jahren in einer Predigt zum Soldatengottesdienst gesagt: Wir müssen froh sein, dass Christen Soldaten sind, weil der Christ ist sich des Wertes des Leben eines anderen Menschen bewusst. Der handelt im Endeffekt, wenn es zur Verteidigung seiner selbst oder den Anvertrauten sein muss." Dem stimme sie zu. Der Internationale Soldatengottesdienst ist für Ruth Nobis ein Gottesdienst, der die Soldaten im Glauben stärken soll. Aber auch ein Friedensgottesdienst. Die jährlichen Demonstrationen gegen den Gottesdienst auf der Domplatte nimmt sie daher gelassen. Friedensorganisationen wie Pax Christi kritisieren die Tatsache, dass es keinen allgemeinen Friedensgottesdienst aller Gruppen gibt. Für die ehemalige Oberfeldapothekerin und jetzige Reservistin Nobis aber ist und bleibt es ein ganz besonderer Gottesdienst.


Die Ministrantin Ruth Nobis beim Int. Soldatengottesdienst 2017 / © Robert Boecker (Kirchenzeitung Koeln)
Die Ministrantin Ruth Nobis beim Int. Soldatengottesdienst 2017 / © Robert Boecker ( Kirchenzeitung Koeln )
Quelle:
DR