Seit einem Jahr auf Sendung

Das "domradio" des Erzbistums Köln

 (DR)

Seit längerem schon fehlen der Kirche die "Quoten". Die Gotteshäuser werden immer leerer. Der Bedarf an Spiritualität und Lebenshilfe ist jedoch vorhanden und das Bedürfnis danach scheint nach Aussage von Theologen und Soziologen noch weiter zu steigen. Was also ist zu tun?

Neue Wege müssen beschritten werden. Pfarrgemeindebriefe und kirchliche Presse scheinen offensichtlich nicht mehr auszureichen, um in der Verkündigung des Wortes Gottes und für das alltägliche Leben aus dem Glauben wirklich überzeugend zu sein oder gar neue Impulse zu setzen.

Der Mensch unterliegt tagtäglich einer fast unüberschaubaren Flut von Reizen und komplexen Informationen. Neue Medien wie Internet und E-Mail erreichen allmählich auch die kleinen Wirkungskreise. Die technische Entwicklung - die Qualität, die Vereinbarkeit unterschiedlicher Medien und die Vereinfachung ihrer Anwendung - schreitet rasant voran.

Da tut es Not, den Anschluss nicht zu verpassen: Immer mehr Pfarreien kommunizieren jetzt auch mittels elektronischer Post und kirchliche Presse, Verbände und Institutionen haben inzwischen fast alle ihre eigene Homepage oder sind in fieberhafter Vorbereitung dieser. Aber nicht nur einzelne Pfarreien oder Verbände arbeiten an ihrer öffentlichen Präsenz, auch ganze Bistümer.

In den Medien: Erzbistum Köln

Der Auftritt des Erzbistums Köln im Internet ist längst selbstverständlich. Bereits seit einigen Jahren engagiert man sich konsequent in Radio und Fernsehen. Neben der etablierten Medienpädagogik und diversen Unterstützungen von Fernsehprojekten (z.B. RTL-Bibelclips) ist man seit Beginn des Lokalfunks in Nordrhein-Westfalen im Bürgerfunk aktiv. Vor dem Hintergrund des medienpädagogischen Angebotes der Hauptabteilung Bildung und Medien des Erzbistums wurde in den Studios der Katholischen Bildungswerke für den Bürgerfunk der Lokalsender produziert. Kirchliche und soziale Themen waren auf diese Weise auch im Privatfunk zu hören.

So war es nicht überraschend, dass sich das Erz- bistum Pfingsten 2000 mit dem "domradio" in die Radiolandschaft begeben hat. Bis dahin gab es bereits kirchliche Redaktionen bei den Öffentlich-Rechtli- chen und bei kirchlichen Agenturen als Zulieferer für die Privaten (z.B. KiP-Kirche im Privatfunk). Als kirchliche Radiosender in Deutschland und im deutschsprachigen Ausland existierten bereits Radio Horeb, Radio Campanile, Radio Stephansdom und Radio Paradiso. Das "domradio" in offizieller Trägerschaft des Erzbistums ist als Bistumsradio jedoch ein Novum.

Über den Kreis der "kirchenverbundenen" hinaus

Das Erzbistum Köln hat sich dazu entschlossen beim gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess in den Medien mitzuwirken und die Lehre der Kirche sowie das Wort Gottes mittels eines lebendigen, direkten und authentischen Mediums zu vermitteln.

Begonnen hatte alles zum 750. Jubiläum des Kölner Domes: Vierzehn Tage moderierten hauptamtliche Radiokontakter und Bürgerfunker ein Veranstaltungsradio zu den Jubiläumsfesttagen im August 1998. Empfangen konnte man das damalige "domradio" im gesamten Kölner Stadtgebiet. Die Rückmeldungen zu diesem Projekt waren so positiv, dass man sich ernsthaft um eine Sendelizenz bemühte.

Nach der Genehmigung im Herbst 1999 durch die Landesanstalt für Rundfunk (LfR) in Nordrhein-Westfalen begannen die intensiven Vorbereitungen. Entstanden ist ein Sender, der den Schwerpunkt auf kirchliche und gesellschaftlich-soziale Themen setzt. Darüber hinaus wird über Aktuelles, Spirituelles, Kultur, Bildung und Brauchtum berichtet. Das alles soll für interessierte Hörer hörbar sein, über den Kreis derer hinaus, die mit der Kirche verbunden sind. Das bedeutet: Es handelt sich um kein Verkündigungsprogramm.

Liturgische Elemente wie "Laudes" und "Komplet" (täglich 6 und 22 Uhr), das morgendliche Tages- evangelium um 8 Uhr, ein zu jeder vollen Stunde gesendetes "Wort" mit kurzen literarischen oder biblischen Texten - vor diesem gibt es jeweils den "Himmlischen Hit", einen Musiktitel mit einer besonderen Stimmung - sowie Gottesdienstübertragungen an allen Sonn- und Feiertagen sind selbstverständlich vorhanden.

Die Abende am Wochenende gehören der Kultur ("Kopfhörer", freitags 21 Uhr; "Kultur", samstags 20 Uhr; "Musica"/ klassische Musik, sonntags 20 Uhr). Die "Wunschzeit" (samstags 15 Uhr) mit musikalischen Grüßen erfreut sich bei den Hörern großer Beliebtheit. Interessante Studiogäste ("Gruppen zu Gast", donnerstags ab 20 Uhr und freitags 10 Uhr als Wiederholung; "Der Sonntagsgast", 12 Uhr) berichten von ihrem Leben, Wirken und Glauben. Nachrichten aus Kirche und Welt (immer um Halb!), Informationen und "Beratung" (donnerstags 10 Uhr) werden dem Hörer als Service angeboten. Im Nachtprogramm (22 bis 6 Uhr) hört man neben Musik jeweils zur vollen Stunde das "Wort" und aktuelle Nachrichten zur halben Stunde.

Die Musik ist sanft: bekannte Titel der Rock- und Popmusik von den siebziger Jahren bis heute (Cat Stevens bis Madonna), angereichert durch deutsche und auch einige kölsche Mundarttitel (Peter Maffay, Herbert Grönemeyer, BAP oder Bläck Fööss). Es geht locker zu, nicht hektisch. So lautet denn auch die Eigenwerbung "Der Sender für die Seele" und "Der gute Draht nach oben".

Freude über christliche Botschaft im Mediendschungel

Sechs Redakteure, ein Techniker, drei Verwaltungsmitarbeiterinnen und insgesamt ca. 20 freie Mitarbeiter bestreiten dieses Vierundzwanzig-Stun- den-Vollprogramm ohne Werbung. Finanziert wird mit einem Etat von ca. drei Millionen Mark im Jahr. Dieser ist durch die Umschichtung des bestehenden Medien- und Bildungshaushaltes ermöglicht worden.

Empfangen kann man das "domradio" in ca. 2,5 Mio. Haushalten im Kabelnetz im Bereich des Erzbistums Köln sowie europaweit über Satellit (Astra 1D und 1C). Seit Dezember ist das "domradio" auch "live" sowie mit einzelnen Beiträgen ("hörmal") im Internet (www."domradio".de) zu hören. Dort findet man ebenfalls regionale Frequenzangaben für den Empfang und aktuelle Programminformationen.

Reichweitenerhebungen liegen bisher noch nicht vor. Zahlreiche Rückmeldungen der Hörer zeigen den Verantwortlichen aber, dass man sich in Köln auf dem richtigen Weg befindet: "Ich habe Ihren Sender schon sehr häufig mit Interesse gehört. Besonders gelungen finde ich die Mischung von kirchlichen Themen und ... Musik. Vielleicht ist dies ein neuer Ansatz Kirche den Menschen näher zu bringen."; oder: "Ich würde mich nicht als besonders gläubiger Christ bezeichnen... , was mir an Eurem Programm enorm gefällt, ist die angenehme Musikauswahl an Pop- und Rockballaden ... . Insgesamt ein großes Lob. ... ."; oder: " ... Ich gehöre nicht zur Katholischen Kirche, aber ich freu' mich auf jeden Fall über jede christliche Botschaft im Mediendschungel ... ."

Soweit nur einige Beispiele von vielen positiven Reaktionen auf das Programm des "domradio". Sie zeigen, dass man eine neue, vielversprechende Richtung eingeschlagen hat, um mit den Menschen unterschiedlichster Überzeugung (wieder) ins Gespräch zu kommen.