Selbst ernannte "Sophie Scholl" bei Corona-Demo in Hannover

Applaus und Empörung

Bei einer "Querdenken"-Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen hat eine Rednerin mit ihrem Auftritt als selbst ernannte "Sophie Scholl" heftige Reaktionen im Netz ausgelöst. Neben vielen Likes gab es auch Ablehnung und Kritik.

Gegendemonstration zu Demo gegen Corona-Maßnahmen in Köln / © Henning Kaiser (dpa)
Gegendemonstration zu Demo gegen Corona-Maßnahmen in Köln / © Henning Kaiser ( dpa )

Auf einem Video, das bei Twitter bis zum Sonntagmorgen über ein Million Mal angeklickt und mehrere Tausend Male kommentiert wurde, ist eine junge Frau zu sehen, die auf einer kleinen Bühne in der Nähe der Oper zum Publikum spricht und sich dabei mit der von den Nazis hingerichteten Widerstandskämpferin vergleicht.

"Verharmlosung von Holocaust"

Nach wenigen Sätzen taucht ein junger Mann vor der Bühne auf. "Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr", protestiert er und reicht der Frau sein orangefarbenes Leibchen. Es gehe hier um eine "Verharmlosung vom Holocaust", die "mehr als peinlich" sei.

Hans und Sophie Scholl / © dpa (dpa)
Hans und Sophie Scholl / © dpa ( dpa )

Die Rednerin entgegnet: "Ich habe doch gar nichts gesagt." Dann beginnt sie zu weinen und wirft ihr Mikrofon weg. Polizisten erscheinen und geleiten den Mann von der Bühne weg.

In einem später geposteten Ausschnitt ist die Frau erneut zu sehen. Sie gibt sich "schockiert, dass ich von einem Passanten, oder was auch immer, beleidigt wurde".

Kritik von Heiko Maas 

Viele Twitter-Nutzer markierten das Video mit "Gefällt mir", während des Auftritts der Frau ist vereinzelt Applaus zu hören.

Doch in den Kommentarspalten gibt es auch Empörung und Ablehnung: Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos. Der junge Mann bekommt hingegen Zuspruch.

Ein Nutzer etwa schrieb: "Respekt für den Ex-Ordner, der die Verhöhnung der realen Holocaust-Opfer erkannte und sich dagegen stellte." Auch Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kritisierte die Rednerin. "Wer sich heute mit Sophie Scholl (...) vergleicht, verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen", twitterte er am Sonntag.

Hintergrund zum Coronavirus

Der Ausbruch der neuartigen Lungenkrankheit hat in der Volksrepublik China schon mehr Menschenleben gefordert als die Sars-Pandemie vor 17 Jahren. Die Gesundheitskommission in Peking meldete am Montag den bisher stärksten Anstieg der Infektionen und Todesfälle innerhalb eines Tages. An dem neuen Coronavirus starben demnach erneut 57 Menschen. Damit stieg die Gesamtzahl in Festland-China auf 361 Tote - mehr als es durch das Schwere Akute Atemwegssyndrom (Sars) 2002/2003 gegeben hatte. Damals waren es 349 Todesfälle.

Screenshot: Coronavirus / © dpa (dpa)
Screenshot: Coronavirus / © dpa ( dpa )
Quelle:
dpa