Selenskyj hofft auf historische Wirkung des Papst-Treffens

Papst soll Moskaus Krieg verurteilen

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft nach dem Treffen mit Papst Franziskus auf dessen Unterstützung für die Ukraine und eine klare Kritik an Russland. Er dankt dem Vatikan, kritisiert aber auch seinen bisherigen Kurs.

Wolodymyr Selenskyj trifft am 13. Mai 2023 im Vatikan ein, wo er von Leonardo Sapienza, Regent des päpstlichen Haushalts, erwartet wird. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Wolodymyr Selenskyj trifft am 13. Mai 2023 im Vatikan ein, wo er von Leonardo Sapienza, Regent des päpstlichen Haushalts, erwartet wird. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Das Gespräch mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche im Vatikan sei so gewesen, dass es "wirklich die Geschichte beeinflussen" und dazu beitragen könnte, die russische Aggression gegen die Ukraine zu stoppen, sagte er in der Nacht zum Sonntag in einer Videobotschaft an seine Landsleute.

Ukrainischer Präsident legte Papst Franziskus "Friedensformel" dar

Er habe dem Papst Einzelheiten der ukrainischen "Friedensformel" dargelegt und ihn unter anderem gebeten zu helfen, dass die von den russischen Besatzern entführten ukrainischen Kinder zu ihren Familien zurückkehren.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft im Vatikan Papst Franziskus / © Vatican Media/dpa  (dpa)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft im Vatikan Papst Franziskus / © Vatican Media/dpa ( dpa )

"Ich glaube, dass der Wille und die Aufrichtigkeit Seiner Heiligkeit die Umsetzung unserer Friedensformel näher bringen kann, einen gerechten und ehrlichen Frieden näher bringen kann", so Selenskyj. Wie das konkret gelingen soll, sagte er nicht.

Selenskyj kritisiert bisherige Neutralität des Vatikans

Die Staatsführung in Kiew fordert vor allem die Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine sowie die Bestrafung aller Kriegsverbrecher. Franziskus hatte Selenskyj am Samstag zu einer rund 40-minütigen Audienz empfangen.

Der ukrainische Präsident dankte dem Papst auf Twitter "für seine persönliche Aufmerksamkeit für die Tragödie von Millionen Ukrainern". Zugleich äußerte sich der 45-Jährige kritisch zur bisherigen Neutralität des Vatikans gegenüber den Kriegsparteien.

Bitte um Vermeidung von Gleichsetzung von Täter und Opfer

Bei der Begegnung habe er Franziskus gebeten, "die russischen Verbrechen in der Ukraine zu verurteilen". Selenskyj weiter: "Denn man kann Opfer und Aggressor nicht gleichsetzen". Der Papst vermied bisher stets, den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Schuldigen an dem Krieg zu benennen und erwähnte wiederholt auch die am Krieg leidenden Menschen in Russland.

Es war Selenskyjs zweiter Besuch im Vatikan seit seiner Wahl zum Staatsoberhaupt 2019. Bereits im Februar 2020 empfing ihn Franziskus. Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 telefonierten beide drei Mal. Der Vatikan vermittelte beim Austausch von Kriegsgefangenen zwischen beiden Ländern und bemüht sich um humanitäre Hilfe für die nach Russland entführten ukrainischen Kinder.

Papst-Appell an Putin und Selensky im Oktober 2022

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Der Verlauf des Krieges in der Ukraine ist so ernst, verheerend und bedrohlich geworden, dass er Anlass zu großer Sorge gibt. Aus diesem Grund möchte ich ihm heute meine gesamte Betrachtung vor dem Angelus widmen. In der Tat ist es so, dass diese schreckliche und unfassbare Wunde der Menschheit nicht heilt, sondern immer weiter blutet und sich auszubreiten droht.

Papst Franziskus mit erhobener Hand beim Angelusgebet am Fenster des Apostolischen Palasts / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus mit erhobener Hand beim Angelusgebet am Fenster des Apostolischen Palasts / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA