In einer feierlichen Zeremonie ist am Sonntag in Paderborn die Gründerin der Olper Franziskanerinnen, Mutter Maria Theresia Bonzel (1830-1905), seliggesprochen worden. Den Gottesdienst im Dom zelebrierte der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Angelo Amato. Im Auftrag von Papst Franziskus erklärte er die Aufnahme Bonzels in den Kreis der Seligen, die als vorbildliche Christen in einer Region offiziell verehrt werden. domradio.de übertrug die Seligsprechung aus dem Paderborner Dom live in Bild und Ton.
Kurz vor der Seligsprechung hatte Papst Franziskus die deutsche Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel (1830-1905) als große Glaubenszeugin gewürdigt. "Die Eucharistie war die Quelle, aus der sie ihre Kraft schöpfte, um sich mit unermüdlicher Liebe den Schwächsten zu widmen", sagte Franziskus am Sonntag nach seinem Angelus-Gebet auf dem Petersplatz. "Loben wir Gott für ihr Zeugnis."
Bonzel wurde am 17. September 1830 in Olpe geboren und gründete dort 1860 mit einigen Gefährtinnen einen Orden zur Betreuung verwahrloster Kinder. 1863 wurden die "Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung" kirchlich anerkannt. Die Aufgaben weiteten sich aus auf die Fürsorge für Arme und auf das Gesundheitswesen. Aus ihrem Vermögen errichtete Maria Theresia Krankenhäuser. 1875 gingen die ersten Schwestern in die USA. 1902 gründete der Orden die "Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe" (GFO), zu der heute auch das erste Kinderhospiz Deutschlands ("Balthasar" in Olpe), zwölf Krankenhäuser, mehrere Altenheime sowie Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen gehören. Am 6. Februar 1905 starb Bonzel.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker würdigte in seiner Predigt die neue Selige. Mit ihr stehe den Gläubigen eine Gestalt vor Augen, die die "unaufgebbare Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe exemplarisch und vorbildlich in ihrem Leben umgesetzt hat".
Verbindung von Gottes- und Nächstenliebe
Becker kritisierte in diesem Zusammenhang scharf "den großen Skandal von jährlich über 100.000 Abtreibungen in unserem Land". Hier würden "nicht nur Zellhaufen" vernichtet, sondern Menschen, die nie das Licht der Welt erblicken könnten. Auch wandte er sich gegen Sterbehilfe und mahnte das Recht auf humanes Sterben an, das durch persönliche Sterbebegleitung und nicht durch technische Sterbehilfe erfüllt werde.
Zuvor waren der Erzbischof und der Postulator des Seligsprechungsverfahrens, Andrea Ambrosi, vor Amato getreten, um ihn feierlich um die Seligsprechung von Schwester Maria Theresia zu bitten. Dieser verlas ein Dekret von Papst Franziskus, dass der Ordensschwester ein Wunder zuerkennt. Unter großem und langanhaltendem Applaus der Gläubigen wurde dann im vollbesetzten Dom ein Bild der Seligen enthüllt. Am Montagabend sollen deren Gebeine aus dem Mutterhaus in Olpe überführt und in der dortigen Pfarrkirche beigesetzt werden.
Während des Gottesdienstes wurde auch der Opfer des Wirbelsturms auf den Philippinen gedacht. Die Olper Franziskanerinnen unterhalten dort ein Ordenshaus.
(kna, dr)