Sexueller Missbrauch könnte auch Versicherungsfall sein

Gilt für Haupt- und Ehrenamtliche Betroffene

Betroffene sexuellen Missbrauchs können laut Bistum Münster möglicherweise eine Verletztenrente von der gesetzlichen Unfallversicherung erhalten. Zudem könnten ihnen auch Kosten für Therapien bezahlt werden.

Symbolbild Missbrauch / © Good Pic (shutterstock)

Darauf wies der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, am Donnerstag hin. Sexueller Missbrauch könnte versicherungsrechtlich als Arbeitsunfall gewertet werden, so Frings unter Bezug auf Angaben der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG). Dies gelte für Betroffene, die haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig sind oder waren.

Unfallversicherungsträger bearbeitet die Fälle

Die möglichen Versicherungsfälle bearbeitet den Angaben zufolge nicht die Diözese, sondern der jeweils zuständige gesetzliche Unfallversicherungsträger. Betroffene müssten aber selber entscheiden, ob ihr Fall vom Arbeitgeber bei der Unfallversicherung angezeigt wird. "Für das Bistum Münster ist daher vorgesehen, dass ohne Wissen der Betroffenen, die beim Bistum einen sexuellen Missbrauch im kirchlich/katholischen Kontext angezeigt haben, keine Meldung an die Berufsgenossenschaft erfolgen soll", sagte Frings.

Auch Betroffene, die von der Kirche bereits Zahlungen in Anerkennung ihres Leid erhalten haben, könnten ihren Anspruch gegenüber der Unfallversicherung prüfen lassen. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte zuvor bereits Unterlagen auf ihrer Internetseite veröffentlicht, die eng mit der VBG abgestimmt seien. Dazu zählen ein Informationsschreiben zur Problematik, ein Musterbrief sowie ein FAQ zum Meldeverfahren.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA