In Jerusalem könnte Papst Franziskus dagegen auf eine Geisterstadt treffen. Die angekündigten scharfen Maßnahmen der israelischen Sicherheitskräfte zum Schutz des Argentiniers sorgen für Unmut unter Jerusalems Arabern. Ein Bad in der Menge, wie es Franziskus' Vorvorvorgänger Paul VI. bei seinem historischen Besuch 1964 genießen durfte, wird es bei der vierten Ausgabe eines Papstbesuchs in Jerusalem nicht geben. "Für den Besuch sind umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen geplant, die das tägliche Leben und die Bewegungsfreiheit in Jerusalem beeinträchtigen werden, besonders in der Altstadt", heißt es auf einem Faltblatt, das die Polizei in den vergangenen Tagen an die Bewohner verteilte. Konkret werden für die Dauer von Franziskus' Aufenthalt nur registrierte Anwohner Zutritt zu Altstadt haben - und auch das nur begrenzt.
Mehr als 8000 Polizisten sorgen für Sicherheit
Die Stimmung bei den Händlern rund um Jaffator und Grabeskirche ist gereizt. Bereits am Vorabend der Ankunft müssen sie ihre Geschäfte schließen. Erst am Montag, wenn Franziskus außerhalb der Altstadtmauern seinen Besuchsmarathon fortsetzt, wird wieder einigermaßen Normalbetrieb herrschen im Jerusalemer Souk. "Um 18.00 Uhr am Samstagabend wird die Polizei unsere Läden versiegeln", erklären die Händler im christlichen Altstadtviertel. Mehr als 8.000 Polizisten werden am Sonntag und Montag für die Sicherheit des Papstes im Einsatz seien, bestätigte Polizeisprecher Micky Rosenfeld der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Neben der Eskorte für den Papst und den Stationen seines Besuches werde sich der Einsatz auf das Gebiet der Altstadt konzentrieren.
Sich häufende Übergriffe israelischer Extremisten auf christliches Eigentum, Drohungen gegen Christen und Demonstrationen rechtsgerichteter jüdischer Gruppen gegen den Papstbesuch hatten beim israelischen Inlandsgeheimdienst Schin Bet die Sorge vor einem möglichen Anschlag auf Christen oder christliche Stätten während des Papstbesuchs geschürt. Die von einheimischen Christen geführte Rede von einem "Jerusalem unter Ausgangssperre" lassen die Sicherheitsvertreter nicht gelten. Die Sperrung der Straßen rund um den Besuchsort gelte jeweils erst eineinhalb Stunden vor Eintreffen des Kirchenoberhauptes und nur für die Dauer des Besuchs.
Deutsche Benediktinerabtei von Sicherheitsmaßnahmen betroffen
Die Mönche der deutschen Benediktinerabtei auf dem Zionsberg sind angewiesen, sich während der Messe von Franziskus im sogenannten Abendmahlssaal zum eigenen Schutz nicht am Fenster, dem Turm oder der Dachterrasse zu zeigen. "Unser Gelände wurde bereits mehrfach vom Geheimdienst auf Sprengstoff kontrolliert", berichtet Dormitio-Sprecher Nikodemus Schnabel. Die Abtei liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der umstrittenen Stätte, deren vermeintliche Rückgabe an den Vatikan vor dem Papstbesuch für Spannungen sorgte. "Der Zion wird am Montag ein Sperrgebiet sein, so Schnabel.
Vormittags gebe es für registrierte Personen einen einzigen, durch Sicherheitskontrollen gesicherten Zugang. "Ab 14.00 Uhr wird ein Hubschrauber über der Abtei kreisen, und die Scharfschützen haben freies Feuer". Die Politik der israelischen Sicherheitskräfte sei in vielem unverständlich, kritisiert der Benediktiner. "Auf der einen Seite herrscht Sicherheitspanik. Gleichzeitig war der Abendmahlssaal aber in den vergangenen Tagen uneingeschränkt für Besucher zugänglich".
Die Maßnahmen gelten unterdessen nicht in allen Bereichen der Altstadt in gleichem Umfang: Der Zugang für Betende zum Platz vor der Klagemauer, heißt es in dem Handzettel der Polizei, sei über zwei Straßen gewährleistet. In der modernen Einkaufsmeile "Mamilla" unweit vom Jaffator zur Altstadt merkt man unterdessen nichts von der angespannten Lage innerhalb der Stadtmauern. "Der Papst kommt? Das wusste ich gar nicht", sagt die Verkäuferin einer kleinen Boutique. Sie bestätigt, dass es an keinem der beiden Besuchstage zu Einschränkungen des Betriebs kommen werde. "Schade. Ich hätte gern am Sonntag frei gehabt".