Mit Barack Obama hat der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) das große Los gezogen. Wenn der frühere US-Präsident am 25. Mai nach Berlin kommt, richten sich die Augen der Welt auf den prominentesten Gast. Auch für die Sicherheitsbehörden ist das der wohl spannendste Moment des Christentreffens.
Vor dem Brandenburger Tor wird Obama mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einem Podium diskutieren, das tausende Zuhörer anziehen dürfte. Der Ort ist ihm bereits gut vertraut, erst im vergangenen November war er als noch amtierender US-Präsident dort. "Wir haben also aktuelle Erfahrung mit einem solchen Einsatz", sagt Siegfried-Peter Wulff, Direktor beim Berliner Polizeipräsidenten.
Höhere Sicherheit als bei früheren Kirchentagen
Wie der hohe Gast im Einzelnen geschützt wird, will der Spitzenbeamte nicht verraten. Ob es eine Barriere aus Panzerglas wird, wie bei einem früheren Obama-Besuch, oder ob Scharfschützen auf den umliegenden Dächern lauern werden, bleibt vorerst geheim. "Letzte Abstimmungen mit Sicherheitskräften der USA laufen noch", gibt er immerhin preis.
Auch wenn Obama nicht kommen würde, erhielte die Sicherheit einen höheren Stellenwert als bei früheren Kirchentagen. Spätestens der Terroranschlag auf den Berliner Breitscheidplatz vom vergangenen Dezember hat gezeigt, wie verletzlich Großveranstaltungen sind.
Taschenkontrollen angekündigt
"Erstmals bei einem Kirchentag wird es Taschenkontrollen geben", kündigt DEKT-Geschäftsführer Constantin Knall an.
Auch damit es beim Auftritt Obamas nicht zu Gedränge kommt, gibt es zuvor eine Bibelarbeit mit dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und DEKT-Präsidentin Christina Aus der Au. Als "Vorprogramm" soll es den erwarteten Zustrom entzerren. Beim großen Abschlussgottesdienst auf den Wittenberger Elbwiesen müssen sich die Besucher drei Tage später ebenfalls auf solche Kontrollen einstellen. Dafür stehen rund 5.500 freiwillige Helfer bereit, die von 1.200 Mitarbeitern der Johanniter-Unfallhilfe unterstützt werden.
Terminkollision mit DFB-Pokalfinale
Den Organisatoren stellt sich noch ein weiteres Sicherheitsproblem, vor dem Kirchentage sonst selten stehen. Am 27. Mai ist das DFB-Pokalfinale im Olympiastadion. Zehntausende Anhänger von Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt werden erwartet. Erfahrungsgemäß sind die Folgen unkalkulierbar, wenn schwarz-gelbe und rot-schwarz-weiße Fans aufeinandertreffen - und womöglich Kirchentagsteilnehmer zwischen ihnen. Doch auch hier gibt sich die Polizei zuversichtlich. "Wir haben Fan-kundige Beamte, die sie in Uniform oder auch verdeckt sehr eng begleiten", verspricht Ralf W. Krüger, der Vizepräsident der Bundespolizei.
Einen weiteren - ebenfalls sicherheitsrelevanten - Kraftakt müssen die öffentlichen Verkehrsmittel leisten. Es sind die Berliner U- und S-Bahn, die in noch kürzeren Minutenabständen als sonst fahren werden. Über 100.000 Dauerteilnehmer und bis zu 40.000 Tagesgäste des Kirchentags wollen zu den 2.500 Podien, Konzerten und Gottesdiensten etwa auf dem Messegelände oder in Potsdam und zu ihren Unterkünften in Schulen und bei privaten Gastgebern transportiert werden.
Pendelverkehr nach Wittenberg
Den ungewöhnlichsten Pendelverkehr stellt jedoch die Deutsche Bahn am 28. Mai zwischen dem Berliner Vorortbahnhof Südkreuz und Wittenberg auf die Schiene. Im Zehn-Minuten-Takt transportieren doppelstöckige Regionalzüge jeweils bis zu tausend Fahrgäste in die rund 100 Kilometer entfernte Lutherstadt. Dort wird im Gedenkjahr an 500 Jahre Reformation der Abschlussgottesdienst des Kirchentags gefeiert. Die Organisatoren rechnen mit bis zu 200.000 Teilnehmern - auch aus weiteren dezentralen Kirchentagen in Leipzig, Magdeburg, Erfurt, Jena, Weimar und Dessau, die ebenfalls in Sonderzügen oder Bussen kommen.
"Eine riesige Edel-S-Bahn für einen Tag", sagt stolz Alexander Kaczmarek, der Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, zu dem rekordverdächtigen Projekt. Ein "Verkehrschaos" schließt er nach den vierjährigen Vorbereitungen aus: "Unsere Kapazitäten sind so großzügig ausgelegt, dass damit nicht zu rechnen ist".
