In seiner Predigt rief Radermacher dazu auf, dass man sich nicht dazu hinreißen lassen sollte, allein aus den Worten der Bergpredigt eine allgemeine Lebensordnung abzuleiten.
Auch Jesus gehe weiter als es die Regel "Auge für Auge, Zahn für Zahn" aus dem Alten Testament besagt. Wenn man Gewalt mit Gewalt beantworte, könne sich nichts ändern. Dennoch solle man die Worte der Bergpredigt ernst nehmen und sie als Aufruf verstehen, die Kreisläufe der weltweiten Gewalt in Frage zu stellen. Diese kritische Auseinandersetzung solle auch in unserem Handeln deutlich werden.
Jesus hat die Menschen gelobt, die keine Gewalt anwenden, auch da, wo ihnen Unrecht geschieht (Mt 5,5). Sein Recht um jeden Preis durchsetzen ist nicht immer das Beste; vielleicht fügt man zum alten Unrecht neues hinzu, und man nährt den Hass. Wer es fertigbriingt, auf sein Recht ohne Bitterkeit zu verzichten, hat etwas Größeres gewonnen: die Freiheit und den Frieden.
aus: Schott-Messbuch