Die Gründung der Einrichtung sei nach dem islamischen Religionsunterricht ein "logischer weiterer Schritt", sagte der Altbundespräsident und IKD-Kuratoriumsvorsitzende der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag).
Er sprach von einem Signal der Anerkennung und Gleichberechtigung an die Muslime im Land. "Unabhängig ausgebildete islamische Theologinnen und Theologen für muslimische Gemeinden in Deutschland mitten unter uns in deutscher Sprache und auf dem Boden des Grundgesetzes auszubilden war längst überfällig", so der CDU-Politiker.
"Gutes Miteinander hat lange Tradition"
"Ich sehe, dass sich nicht nur die junge Generation in vielen Gemeinden wünscht, dass sie in Deutschland und in deutscher Sprache ausgebildete Imame und Gemeindemitarbeiterinnen hat", zeigte sich Wulff zuversichtlich, dass die Imame auf Akzeptanz stoßen. "Es eröffnet ganz neue Möglichkeiten für Seelsorge, Öffentlichkeitsarbeit und interreligiösen Dialog."
Er wisse, dass sich "immer mehr türkischstämmige Deutsche gegen eine übergriffige Art der Einmischung verwahren und ihren eigenen Weg gehen wollen", sagte der frühere Bundespräsident angesichts der Spannungen mit der deutsch-türkischen Religionsbehörde Ditib.
Mit Blick auf den Sitz des IKD in Osnabrück sagte Wulff: "Dort hat das gute Miteinander von Christen, Muslimen und Juden eine lange Tradition, auch im Geiste des Westfälischen Friedens."
Viele Anfragen aus dem EU-Ausland
Filiz Polat, Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion für Migrations- und Integrationspolitik, bezeichnet das neue "Islamkolleg Deutschland" als wegweisend. "Mit der finanziellen Unterstützung des Kollegs setzt der scheidende Bundesinnenminister nach seinem missglückten Start zu Beginn der Legislaturperiode ein wichtiges Signal in die muslimische Community", sagte Polat, die seit Februar Mitglied im Kuratorium der neuen Ausbildungsstätte für muslimische Geistliche ist, der Zeitung.
"Der Start ist ein großer Schritt in Richtung einer eigenständigen, von den Herkunftsstaaten unabhängigen Ausbildung von Imamen in Deutschland."
Schon jetzt gebe es zahlreiche Anfragen aus dem EU-Ausland zu dem Projekt, so Polat. Mit Blick auf den türkisch-islamischen Verband Ditib, der kürzlich ein eigenes Ausbildungszentrum in der Eifel gegründet hatte, sagte Polat: "Für die Ditib wird das Projekt in Osnabrück eine große Konkurrenz sein."