Simbabwes Religionsführer sehen Militärübernahme als Chance

Ein Jesuit als Wogenglätter

Nach dem Eingreifen des Militärs in Simbabwe herrscht gespannte Ruhe. Christliche Glaubensführer haben nun dazu aufgerufen, den Sturz der Regierung als "Chance" zu nutzen und das Land künftig nach ihren Vorstellungen zu gestalten.

Nach dem Putsch in Simbabwe / © Uncredited (dpa)
Nach dem Putsch in Simbabwe / © Uncredited ( dpa )

"Wir wissen genau, was wir wollen", sagte der Baptistenpfarrer Evan Mawarire in einer Videobotschaft. Von seinen Landsleuten forderte der langjährige Regierungskritiker, "nicht länger bloß zuzuschauen" und stattdessen die Macht von der Armee einzufordern. Untätigkeit wäre "zu unserem Nachteil", so der Geistliche.

Aufruf zu einer Gebetsminute

Mit seinem Aufruf zu einer Gebetsminute für das Land wiederholte Mawarire die Forderung der Simbabwischen Christlichen Glaubensgemeinschaften (ZHOCD). Der Verband katholischer, anglikanischer und evangelikaler Religionsführer hatte am Mittwochabend, wenige Stunden nach der Machtübernahme durch Simbabwes Streitkräfte, die Bildung einer Übergangsregierung gefordert. Diese müsse geordnete Wahlen vorbereiten. Die christlichen Führer forderten alle Simbabwer zu Mitsprache auf: "Wir sind nicht hilflos in dieser Krise."

Die Armee hatte in der Nacht zum Mittwoch mehrere Minister und hochrangige Vertreter der Polizei und der Regierungspartei ZANU-PF verhaftet. Zudem übernahm sie die Kontrolle über den Staatsfunk ZBC und das Parlament. Der seit 37 Jahren regierende Präsident Robert Mugabe und seine Ehefrau Grace stehen unter Hausarrest.

Kein Putsch

Ein Armeesprecher erklärte, es handele sich nicht um einen Putsch. Es gelte, "Kriminelle im Umfeld des Präsidenten" auszuschalten. Mehrere Personen wurden verhaftet. Experten werten die Aktion als Schlag gegen die Nachfolgeambitionen von Mugabes zweiter Ehefrau Grace.

Der greise Präsident hatte in der vergangenen Woche seinen Vize und Verteidigungsminister Emmerson Mnangagwa abgesetzt; offenbar um den Platz für seine 53-jährige Ehefrau freizumachen. Grace Mugabe ist für ihr Luxusleben berüchtigt, während weite Teile des Landes hungern.

Spekuliert wird derzeit vor allem über eine baldige Machtübernahme des 71-jährigen Mnangagwa, der nach seiner Absetzung ins Ausland ausgewichen war. Er ist in Simbabwe auch als "das Krokodil" bekannt.

Der Präsident der Afrikanischen Union (AU) und Staatspräsident Guineas, Alpha Conde, hatte die Machtübernahme des Militärs in Simbabwe verurteilt. Er forderte die Soldaten im Interview der Deutschen Welle (Mittwochabend) auf, "in die Kasernen zurückzukehren und die Verfassung zu respektieren".

Unterdessen werden für Donnerstagnachmittag in Botswanas Hauptstadt Gaborone die Vertreter der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) zu einem Krisentreffen erwartet. Bereits am Mittwoch hatte Südafrikas Staatspräsident Jacob Zuma als SADC-Vorsitzender drei seiner Minister zur diplomatischen Krisenintervention nach Simbabwe geschickt.

Katholischer Priester als Vermittler

Medienberichten zufolge ist auch ein katholischer Priester und Vertrauter der Familie Mugabe an den Vermittlungen zwischen Mugabe und dem Militär beteiligt. Der Jesuit Fidelis Mukonori (70) stehe der Präsidentenfamilie schon seit den 70er Jahren nahe, berichtet der Sender BBC Afrika (Donnerstag) unter Berufung auf örtliche Quellen.

Die regierungstreue Zeitung "Herald" bezeichnete Mukonori als "geistlichen Vater" des 93-jährigen Mugabe. Mugabe selbst meldete sich bislang nicht zu Wort. Beobachter rechneten für den Tagesverlauf mit einer Erklärung des Präsidenten oder der Putschisten.


Robert Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi (dpa)
Robert Mugabe / © Tsvangirayi Mukwazhi ( dpa )
Quelle:
KNA