Simonis tritt als Vorsitzende von UNICEF Deutschland zurück

Und was wird aus ihr?

Die Vorsitzende des UNO-Kinderhilfswerkes UNICEF Deutschland, Heide Simonis, ist von ihrem Amt zurückgetreten. Das teilte die Organisation am Samstag nach einer Krisensitzung des Vorstands in Frankfurt am Main mit. Mit ihrem Schritt wolle Simonis UNICEF einen Neuanfang erleichtern. Für eine Übergangszeit wählte der Vorstand den früheren Vorsitzenden Reinhard Schlagintweit zum Vorsitzenden.

 (DR)

Nach Angaben einer Sprecherin trat die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin auch aus dem Vorstand von UNICEF Deutschland zurück und verließ die Sitzung vorzeitig. Thema des rund viereinhalbstündigen Treffens in Frankfurt am Main waren Vorwürfe gegen UNICEF-Geschäftsführer Dietrich Garlichs wegen undurchsichtiger Beraterverträge und Verwendung von Spendengeldern. Gegen ihn ermittelt auch die Staatsanwaltschaft Köln wegen eines Anfangsverdachts der Untreue.
Garlichs war Ende 2007 unter Druck geraten, weil er angeblich externen Gutachtern unverhältnismäßig hohe Honorare hatte zukommen lassen. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG entdeckte bei ihrer Untersuchung indes keine Hinweise auf Unregelmäßigkeiten und persönliche Vorteilsannahme. Der UNICEF-Vorstand hatte Garlichs daraufhin das Vertrauen ausgesprochen. Wie eine Sprecherin des Kinderhilfswerkes am Samstag sagte, steht der Vorstand auch nach der jüngsten Krisensitzung "geschlossen" hinter Garlichs.

Schlagintweit hatte bis zum Amtsantritt von Simonis zwölf Jahre lang den Vorsitz von UNICEF Deutschland inne. Nach Angaben der Sprecherin wird der Vorstand nun in den nächsten Wochen nach einem geeigneten Kandidaten für das Amt suchen.

Ende eines Machtkampfs
"Es hatte keinen Zweck, an dem Posten zu kleben", sagte Simonis am Samstag nach einer Vorstandssitzung. Für das Reformkonzept, das die 64-Jährige dem deutschen UNICEF-Komitee verordnen wollte, gab es nicht die erhoffte Unterstützung. "Ich habe mit meinem Mann telefoniert und dann aus dem Bauch heraus meine Entscheidung getroffen", erläuterte sie.

Die frühere Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein wollte mehr Transparenz, mehr Kontrolle, ausschließlich schriftliche Verträge, eine genaue Prüfung von Beraterverträgen und begrenzte Mandatszeiten.
Der Vorstand folgte ihr nicht, die Differenzen waren nicht zu überbrücken. Neben Erleichterung klingt bei Simonis Enttäuschung an: "Natürlich hätte ich gerne weitergemacht."

Die Politikerin, die 2005 im Kieler Landtag bei der Wiederwahl zur Ministerpräsidentin unrühmlich gescheitert war, weil ihr eine Stimme aus der eigenen Fraktion versagt wurde, stand nur zwei Jahre an der UNICEF-Spitze. Schon der Start als "neues Gesicht des Hilfswerks" im Jahr 2006 verlief nicht ganz glücklich, weil sie mit ihren Auftritten in der RTL-Tanzshow "Let's Dance" viel Häme in der Boulevardpresse auf sich zog.