Die katholische Kirche verteidige immer die Schwachen und Wehrlosen und spreche für jene, denen die Stimme genommen worden sei, betonte er bei einem Treffen mit Innenminister Juri Karajew, wie die Kirche am späten Freitagabend mitteilte.
Daher könne die zweitgrößte Konfession in Belarus nicht ignorieren, was jetzt die Zivilgesellschaft des Landes erlebe. Der Erzbischof und Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz von Belarus hatte am Dienstag an den Minister appelliert, ihn persönlich zu empfangen, und die sofortige Freilassung der verhafteten Anhänger der belarussischen Demokratiebewegung gefordert. Der Innenminister sagte bei der Begegnung nach Angaben seines Ministeriums, man habe gegen 46 Bürger Strafverfahren wegen Gewalt gegen Polizeibeamte eingeleitet. Die meisten von ihnen seien inzwischen freigelassen worden.
Kein Zugang zu Inhaftierten für katholische Geistliche
Ein weiteres Thema des Treffens war, dass die Behörden katholischen Geistlichen bislang Besuche bei Inhaftierten verwehren. Auch Kondrusiewicz selbst war der Zutritt zu einer Haftanstalt in Minsk verweigert worden, in dem Regierungskritiker nach eigenen Angaben gefoltert wurden. Innenminister Karajew sagte laut Kirchenangaben zu, eine seelsorgliche Betreuung von Inhaftierten zu prüfen.
Bei den Massenprotesten gegen die mutmaßliche Fälschung der Präsidentenwahl vom 9. August zugunsten von Langzeitpräsident Alexander Lukaschenko waren mehrere Demonstranten von Polizisten getötet und zahlreiche verletzt worden. Die katholische Kirche in Belarus hatte sich zuletzt zunehmend hinter die Kritiker des autoritär regierenden Lukaschenko gestellt. Etwa 15 Prozent der 9,5 Millionen Belarussen sind katholisch. Die Mehrheit der Bürger des seit 1991 unabhängigen Landes sind orthodoxe Christen.