"Wer auch immer den Kopf der Skulptur entfernt hat, ist sehr brutal vorgegangen", sagte die Künstlerin der Statue, Esther Strauß. Dies zeige, "dass es immer noch Menschen gibt, die das Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper in Frage stellen. Dem müssen wir ganz entschieden entgegentreten", so die Künstlerin.
Die Skulptur namens "crowning" zeigt auf einem Sockel in einer Kapelle des Linzer Mariendoms eine auf einem Fels sitzende, gebärende Frau. "Die meisten Marienbildnisse wurden von Männern angefertigt und haben dementsprechend oft patriarchalen Interessen gedient", erklärte die Künstlerin selbst den Hintergrund der Skulptur, die aktuell nicht mehr besichtigt werden kann.
Angriff auf die Freiheit der Kunst
Auch Johann Hintermaier, Bischofsvikar für Bildung, Kunst und Kultur, zeigte sich in einer Stellungnahme bestürzt: "Es war uns bewusst, dass wir mit dieser Installation auch Diskussionen hervorrufen. Wenn wir damit religiöse Gefühle von Menschen verletzt haben, tut uns das leid, aber diesen Gewaltakt der Zerstörung und die Verweigerung des Dialogs sowie den Angriff auf die Freiheit der Kunst verurteile ich aufs Schärfste."
Die moderne Marienstatue ist Teil des Projektes "DonnaStage", das sich anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms in Kunstinstallationen, Workshops und Diskussionen mit Fragen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt. Die Skulptur "crowning" war Teil einer Reihe "Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie" und hätte bis 16. Juli ausgestellt werden sollen.
Ziel des Projektes ist es laut Martina Resch, Theologin und Mitinitiatorin von "DonnaStage", einen Raum für kritischen Diskurs zu schaffen und die Fähigkeit von Religion und Kirche zur Pluralität zu fördern. Kunst eröffne die Möglichkeit, neue Sichtweisen zu entwickeln, um Grundlagen des Glaubens kritisch zu reflektieren. "Die Skulptur von Esther Strauß ist eine sehr poetische Arbeit, die die natürliche Geburt Jesu zeigt. Maria wird in ihrer Ausgesetztheit aber auch in ihrer Kraft gezeigt", so Resch.