Kardinal Gerhard Ludwig Müller hat sich zu seiner Ablösung als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation geäußert. "Differenzen zwischen mir und Papst Franziskus gab es nicht", sagte er der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" in der Onlineausgabe am Samstag. Auch über das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" habe es keinen Streit gegeben. Bedauern bekundete Müller darüber, dass der Papst vor wenigen Wochen drei seiner Mitarbeiter entlassen habe. "Das waren kompetetente Leute."
Er selbst habe am Freitagmittag von Franziskus erfahren, dass dieser die Position neu besetzen wolle. "Mir macht das wenig aus", so der Kardinal. "Jeder muss mal aufhören." Seine fünfjährige Amtszeit sei abgelaufen. Der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen, "und da war ich der Erste, bei dem er das umgesetzt hat".
Wissenschaftliche Arbeit und Seelsorge
Er werde im Vatikan bleiben, kündigte Müller an: "Ich werde wissenschaftlich arbeiten, meine Funktion als Kardinal weiter ausüben, in der Seelsorge tätig sein. Ich habe in Rom genug zu tun." Offiziell nannte der Vatikan keine Gründe für die Ablösung Müllers. Medien hatten bereits seit einiger Zeit darüber spekuliert. Bei der Interpretation von "Amoris laetitia" (2016) waren gegensätzliche Auffassungen zwischen Müller und dem Papst offensichtlich geworden.
Mülller vertrat öffentlich die Auffassung, dass auch nach diesem Dokument der Kommunionempfang für geschiedene Katholiken, die zum zweiten Mal geheiratet haben, nur dann möglich sei, wenn sie in dieser Verbindung sexuell enthaltsam lebten. Der Papst hieß hingegen Interpretationen gut, die einen Kommunionempfang auch ohne eine solche Lebensweise in Einzelfällen gestatteten.
Der am 31. Dezember 1947 im heutigen Mainz-Finthen geborene Müller ist ein Theologe von internationalem Ruf. Am Sonntag feiert er einen Gottesdienst in Mainz. Müllers Nachfolger wird der bisherige Sekretär der Glaubenskongregation, Luis Francisco Ladaria Ferrer.