Nach der Narrenzeit ist es soweit: Am Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, die bis zum Ostersonntag geht. Genau genommen sind es 46 Tage - doch die Sonntage sind vom Fasten ausgenommen. Sie gelten als "kleine Auferstehungstage" der österlichen Bußzeit, wie das Erzbistum Köln auf seiner Website erklärt.
In diesem Jahr fällt der Beginn der Fastenzeit auf den Valentinstag am 14. Februar. Wer also ein romantisches Essen zu zweit plant, aber auch fasten will, sollte sich darauf vorbereiten - zum Beispiel das Fest der Liebe einen Tag eher feiern.
Bewusster Verzicht
Fasten bedeutet, für einen bestimmten Zeitraum bewusst zu verzichten - etwa auf Lebensmittel wie Schokolade und Fleisch oder Genussmittel wie Alkohol und Zigaretten. Immer beliebter wird aber auch das Konsum-Fasten, also der Verzicht darauf, innerhalb der Fastenzeit Neues zu kaufen.
Einige Fastende versuchen zudem, ihre Zeit im Internet oder am Smartphone bewusst zu reduzieren. Für viele Menschen ist die Fastenzeit damit eine Gelegenheit, Körper und Geist zu reinigen und sich in Selbstdisziplin zu üben. Gläubige Christen nutzen die Zeit, um sich auf ihren Glauben an Gott zu besinnen und auf das Auferstehungsfest Ostern vorzubereiten.
Wer darf fasten?
Neben dem traditionell christlichen Fasten gibt es zahlreiche weitere Varianten: vom Intervallfasten im Alltag über das Basenfasten bis zum strikten Heilfasten.
Wie die Ökotrophologin und Buchautorin Katrin Kleinesper erklärt, sollten aber nur körperlich und psychisch gesunde Menschen "nullfasten", also ganz auf feste Kost verzichten, wie es etwa das Heilfasten verlangt.
"Bei psychisch instabilen Menschen kann
der Verzicht die Situation verschlimmern. Und wer gesundheitlich angeschlagen ist, etwa Diabetes oder Bluthochdruck hat, sollte unbedingt vorher mit einer Ärztin oder einem Ernährungsexperten sprechen", sagt Kleinesper.
Kinder und Jugendliche verzichten nach Angaben der Hamburgerin ebenfalls besser auf das strenge Fasten - bestimmte Lebensmittel wegzulassen, sei aber dennoch eine gute Übung. "Mir fallen spontan Süßigkeiten, Fast Food oder Energy Drinks ein", sagt die Expertin, die sich unter anderem auf "Detox" spezialisiert hat, also das Entgiften des Körpers.
Wieso tut Fasten dem Körper gut?
Fasten ist für den Körper wie das Drücken der "Resettaste" am Computer, erläutert Kleinesper. Im Alltag würden die meisten Menschen zu viel essen, vor allem zu viel tierische Fette und Weißmehl.
Gleichzeitig baue die Mehrheit zu wenig Obst und Gemüse in ihren Speiseplan ein. "Es ist jederzeit alles in allen Mengen verfügbar", so erklärt die Ökotrophologin den "Luxus unserer Zeit".
Erholungsphase von diesem Überangebot
Das Fasten ist wie eine Erholungsphase von diesem Überangebot. Es entschlacke den Körper und gebe ihm einen Energieschub, so Kleinesper.
Sie nennt als Beispiel eine Detox-Kur, bei der rund zehn Tage auf alle säurebildenden Lebensmittel wie Fleisch, Kaffee und Zucker verzichtet wird. Dadurch soll das Säure-Basen-Gleichgewicht wiederhergestellt werden.
Auch das mehrtägige Heilfasten wirke wie ein Neustart im Körper. Die Ernährungswissenschaft empfiehlt Heilfasten auch bei Erkrankungen wie etwa rheumatoider Arthritis, um den Gesundheitszustand zu verbessern.
Wie hält man beim Fasten durch?
Wer fastet, wird immer wieder in Versuchung geführt - sei es von der duftenden Auslage beim Bäcker oder beim geselligen Abend bei Freunden. Kleinesper empfiehlt deswegen, sich immer wieder vor Augen zu führen, wofür man fastet: etwa für ein besseres Wohlbefinden.
Außerdem lohne es sich herauszufinden, in welchen Situationen man normalerweise zur Schokolade oder zum Alkohol greift. "Süßes ist häufig ein emotionales Pflaster, Alkohol trinkt man zur Entspannung", sagt Kleinesper. Für beide Bedürfnisse solle man sich einen Ersatz suchen.
Das könne zum Beispiel Meditation sein oder ein Bad in der Wanne. Auch Bewegung tue während des Fastens gut und lenke ab. Kleinesper rät von Schnellkraft und Kraftsportarten in dieser Zeit ab - gegen Ausdauersport wie Joggen bei angepasstem Tempo spricht aus ihrer Sicht aber nichts.