So gestaltet sich Trumps Kampf um die evangelikalen Wähler

Mögliches Zünglein an der Waage

Trump inszeniert sich im US-Wahlkampf vor evangelikalen Wählern als Retter Amerikas und der Christenheit. Das heikle Thema Abtreibung bleibt dabei nun aus. "Ich möchte glauben, dass Gott mich für einen Zweck gerettet hat", sagt er.

Autor/in:
Bernd Tenhage
 © Alex Brandon/AP (dpa)
© Alex Brandon/AP ( dpa )

Eric Trump schlug bei der Ankündigung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten einen sakralen Ton an."Es liegt eine Hand Gottes auf der Schulter meines Vaters", sagte er und stilisierte Donald Trump zu einem Auserwählten, der den "Krieg gegen Gott" in Amerika beenden werde.

Die Annahme einer göttlichen Vorsehung bildet seit langem eine wichtige Schnittmenge zwischen Trump und der christlichen Rechten. Sie zog sich wie ein roter Faden durch die einstündige Rede des Ex-Präsidenten zu Wochenbeginn beim "11th Hour Faith Leaders Meeting" im Kongresszentrum von Concord. Eine Mischung aus politischer Kundgebung und Erweckungsgottesdienst in North Carolina, wo Sänger Lee Greenwood zum Auftakt die Hymne "God bless the USA" vortrug.

Einige rufen verzückt "Jesus"

Fast demütig schilderte Trump, wie sein Glaube am 13. Juli in der Kleinstadt Butler eine neue Bedeutung bekommen habe. Er sei bei dem Angriff eines Attentäters von etwas "wie einer übernatürlichen Hand" zu Boden geworfen worden. Um sich dann kämpferisch wieder aufzurichten. "Ich möchte glauben, dass Gott mich für einen Zweck gerettet hat", sagte er über den Moment, als eine Kugel sein Ohrläppchen traf. Gott wolle, dass er die USA großartiger mache als je zuvor. Diese Worte kamen bei den rund 2.000 Zuhörern gut an. Viele reckten die Arme gen Himmel, einige riefen verzückt "Jesus".

Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident Donald Trump wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, von Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service umringt. / © Evan Vucci/AP (dpa)
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und ehemalige Präsident Donald Trump wird bei einer Wahlkampfveranstaltung in Butler, Pennsylvania, von Agenten des US-Geheimdienstes Secret Service umringt. / © Evan Vucci/AP ( dpa )

Der Kontrast zu anderen Wahlkampfauftritten könnte kaum größer sein. Nur zwei Tage zuvor hatte Trump bei einer Kundgebung minutenlang anzügliche Bemerkungen über den verstorbenen Golfprofi Arnold Palmer gemacht und die demokratische Konkurrentin Kamala Harris mit Schimpftiraden überzogen; ganz zu schweigen von seinen andauernden Verbalattacken gegen Einwanderer ohne gültige Papiere.

Trump als Retter der Christenheit

In Concord inszenierte er sich als Retter der Christenheit: "Ich habe für Christen gekämpft wie kein Präsident zuvor." Eindringlich warnte er die Menge vor den Konsequenzen eines Wahlsiegs von Harris am 5. November. Sie werde Christen nicht in Ruhe lassen, behauptete Trump vor den Evangelikalen, die sich selbst gerne als Opfer politischer Verfolgung sehen. "Es wird schlimmer und schlimmer werden, und ihr werdet sehr leiden."

Dann schlug er eine Brücke zu den Katholiken, die ebenfalls unter der aktuellen Regierung zu leiden hätten. Trump wiederholte die Behauptung, die Bundespolizei FBI werde nach einem Harris-Wahlsieg Spitzel schicken, um konservative katholische Kirchenkreise auszukundschaften. "Sie werden auch bald hinter euch her sein", warnte er die Evangelikalen.

Auffällig ist, was Trump nicht erwähnte: Das Thema Abtreibung, das früher evangelikale Wähler massenhaft hinter ihm mobilisierte, meidet er inzwischen. Offenbar betrachtet er die in etlichen republikanischen Bundesstaaten eingeführten strikten Regeln zu Schwangerschaftsabbrüchen zunehmend als politisches Risiko.

Neuer Schwerpunkt: Kampf gegen "Transgender-Ideologie"

Stattdessen warnt er nun verstärkt vor einer "Transgender-Ideologie" und verspricht, Männer aus dem Frauensport herauszuhalten. Er werde historische Maßnahmen ergreifen, um diese giftige Ideologie zu besiegen und zu bekräftigen, dass Gott zwei Geschlechter geschaffen habe: Mann und Frau.

Transgender-Symbole / © ADragan (shutterstock)

Trump will auf der Zielgeraden des Rennens ums Weiße Haus seine treuesten Anhänger im Swing State North Carolina motivieren. Schließlich ist er auf eine hohe Mobilisierungsrate in der millionenstarken evangelikalen Wählerschaft angewiesen. Nicht nur in North Carolina, sondern auch in den anderen Wechselwählerstaaten. "Am 5. November müssen christliche Wähler in der größten Zahl aller Zeiten wählen gehen", forderte er die Menge auf.

Als einflussreichen Fürsprecher hat Trump den Sohn des populären verstorbenen Volkspredigers Billy Graham an seiner Seite. Franklin Graham bat im Kongresszentrum geradezu flehend um Unterstützung für den Kandidaten der Republikaner: "Wir beten, dass Donald Trump die Wahlen gewinnt. Wir beten im Namen Jesu. Amen."

Quelle:
KNA