"Damit Menschen mit und ohne Behinderung inklusiv zusammenleben können, brauchen wir unbedingt so schnell wie möglich mehr barrierefreie Wohnungen", sagte Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland.
Nur zwei Prozent der Wohnungen in Deutschland sind laut Mikrozensus 2019 annähernd barrierefrei. Nur jedes zehnte Gebäude lasse sich stufenlos betreten. Für Menschen, die durch eine Behinderung, Pflegebedürftigkeit oder aus anderen Gründen auf barrierefreien Wohnraum angewiesen seien, sei die Wohnraumsuche eine enorme Herausforderung, heißt es in einem Appell des evangelischen Hilfswerks und des Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) anlässlich des Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung.
"Barrierefreies Wohnung wird bei Planung zu oft vergessen"
Loheide betonte, dass barrierefreie Wohnungen im Neubau nur unwesentlich teurer seien, aber in den Planungen viel zu oft vergessen würden. "Auch im öffentlich geförderten Wohnraum wird der Bedarf an barrierefreien und rollstuhlgerechten Angeboten noch längst nicht ausreichend berücksichtigt", sagte sie.
Der Wohnraum müsse zudem bezahlbar bleiben. Denn gerade Menschen mit Behinderung könnten sich mit ihrem oft niedrigen Einkommen selten eine teure Wohnung leisten.
Stadtplanung in der Pflicht
Der Vorsitzende des Bundesverbands evangelische Behindertenhilfe, Frank Stefan, sieht die Stadtplanung in der Pflicht: "Wohnviertel müssen dringend inklusiv gestaltet werden, so dass sie für alle nutzbar sind. Barrierefreie Wege, Bushaltestellen, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen bringen für sehr viele Menschen mehr Lebensqualität."
Viele Quartiere in Städten oder Gemeinden würden in den nächsten Jahren neugestaltet. "Schon bei der Planung von Sanierungsmaßnahmen muss man ein inklusives und barrierefreies Quartier ansteuern, weil es den größten Nutzen für alle bringt", sagte Stefan zum Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai.