So sehen Aprilscherze weltweit aus

Heringe, Spaghettibaum und unschuldige Kinder

Seltsame Entdeckungen, neue Gesetze oder kuriose Aufträge. Wer davon liest oder hört, sollte am 1. April vorsichtig sein. Gut möglich, dass es ein Aprilscherz ist. Die werden auch anderswo gerne gemacht.

Autor/in:
Katrin Gänsler
"Poisson d'avril" - In Frankreich versucht man, am 1. April jemandem das Bild eines Fisches auf den Rücken zu kleben / © New Africa (shutterstock)
"Poisson d'avril" - In Frankreich versucht man, am 1. April jemandem das Bild eines Fisches auf den Rücken zu kleben / © New Africa ( (Link ist extern)shutterstock )

Es war ein kurzer Film mit ungeahntem Echo: Am 1. April 1957 berichtete das BBC-Programm Panorama über Spaghettibäume in der Schweiz und filmte Frauen bei der erfolgreichen Ernte. Nach der Ausstrahlung wollten Anrufer wissen, ob diese Bäume wirklich existierten und wie man sie anbauen könne. Die BBC bewies einmal mehr: Der britische Humor ist legendär, und in Großbritannien haben Aprilscherze seit Jahrhunderten Tradition, wie auch in vielen anderen Ländern.

Frankreich: Vorsicht vor Fischen. In Frankreich versucht man, am 1. April jemandem das Bild eines Fisches auf den Rücken zu kleben. Für den "poisson d'avril" - den Aprilfisch - gibt es unterschiedliche Interpretationen. Eine besagt, dass der 1. April in die Fastenzeit fällt, in der Fleisch verboten, Fisch aber erlaubt ist. Die Sehnsucht nach einem Fisch war folglich groß. Wer zu sehr nach einem lechzte, wurde mit einem falschen verspottet. Diese Tradition kennen auch andere romanische Länder wie Italien, wo es den "pesce d'aprile" gibt.

England: Der April Fools' Day könnte in England einigen Quellen zufolge seine Ursprung bereits im 13. Jahrhundert haben. Der Sage nach wollte König Johann im Örtchen Gotham in Nottinghamshire für ein Jagdschloss Land erwerben, was der Bevölkerung gar nicht passte. Um ihn davon abzuhalten, verhielten sich die Einwohner reichlich seltsam und versuchten etwa, Fische zu ertränken. Mit Erfolg: In einem so verrückten Dorf wollte der König nicht bleiben. Ihren Humor haben sich die Engländer über die Jahrhunderte erhalten. 1857 wurden Londoner zum alljährlichen "Löwenwaschen" in den Tower eingeladen. Doch Obacht: Aprilscherze werden nur bis Mittag gemacht. Wer es danach noch versucht, ist selbst der Narr.

Israel: An Aprilscherzen scheiden sich die Geister. Während Zeitungen und Unternehmen versuchen, Leser und Kunden auf den Arm zu nehmen, schicken sich Israelis privat eher selten in den April. Beliebt sind scherzhafte Falschmeldungen zu Kulturgut. Da wird von der Akademie der Hebräischen Sprache dem hebräischen Alphabet ein 23. Buchstabe hinzugefügt (2024) oder gar die Klagemauer von Tageszeitung "Haaretz" wegen Einsturzgefahr an einen neuen Ort verlegt (1977). Gelegentlich schossen Aprilscherze aber übers Ziel hinaus: 2012 verbrachten drei Jugendliche mehrere Tage in Polizeigewahrsam, weil sie einen bewaffneten Raubüberfall auf den Kiosk eines Freundes vorgetäuscht hatten.

Österreich: Im ländlichen Österreich schlagen die Streichespieler lange nach dem 1. April zu, nämlich zu Pfingsten. Beim sogenannten "Pfingststehlen" wird alles entwendet, was der Besitzer nicht rechtzeitig aus dem Garten gerettet hat. Gartenzwerge, Fahrräder und Liegestühle können sich die Eigentümer später auf dem Dorfplatz abholen - falls die Gegenstände nicht in irgendeiner Baumkrone hängen.

Portugal: Das Pendant zum Aprilscherz ist in Portugal eine unangenehme Angelegenheit. Dort werden ahnungslose Passanten mit Wasser bespritzt oder Mehl beworfen, aber nicht am 1. April, sondern am Sonntag und Montag vor Beginn der Fastenzeit.

Schottland: In Schottland hieß der Tag ursprünglich Huntigowk Day, was aus dem Sprichwort "Hunt the Gowk" (aus dem Schottischen übersetzt: "jag den Kuckuck" oder "jag den Narr") entstand. Anfangs wurden Menschen von einer Person zur nächsten geschickt, um törichte Besorgungen zu machen. Weil Schotten offenbar Spaßvögel sind, war ein Tag nicht genug. Am 2. April, dem Tailie Day, wurde Ahnungslosen ein Papierschwanz mit einer Aufforderung auf den Rück geklebt. "Tritt mir in den Hintern" oder "zieh mir in den Haaren" war darauf zu lesen.

Schweden: In Schweden ist man genauer als in Frankreich. Wer dort jemanden erfolgreich in den April schickt, nennt ihn einen "dummen Hering". Laut Nordischem Museum in Stockholm gibt es die Tradition bereits seit dem 16. Jahrhundert. Wie auch in Schottland waren unsinnige Aufträge ein beliebter Spaß. So mussten Tischlerlehrlinge "Nagelöl" kaufen. Mehr Entrüstung als Gelächter löste jedoch 1742 in einer Gemeinde in Västgötland ein Werbezettel für die Vorverlegung eines Gottesdienstes aus. Die Menschen wollten schließlich beten und nicht zum Narren gehalten werden.

Spanien: Jemanden in den April schicken? Nicht in Spanien. Dort werden am 28. Dezember Späße gemacht, am "Dia de los Santos Inocentes". Der Brauch hat einen ernsten Hintergrund, geht doch der "Tag der unschuldigen Kinder" auf den Kindermord von Bethlehem zurück. Laut biblischem Bericht ließ König Herodes den männlichen Nachwuchs töten, weil ihm geweissagt worden war, dass dort ein neuer König der Juden geboren sei. Auch in Teilen Lateinamerikas werden an diesem Tag Scherze gemacht. Wer auf einen hereinfällt, dem wird auf Spanisch "inocente" - unschuldig oder naiv - nachgerufen.

Südafrika: Tageszeitungen nehmen Leser am 1. April durchaus aufs Korn. Ein politisch inkorrekter Witz hat sich aber unter einigen weißen Südafrikanern in den Vororten Kapstadts eingeschlichen. Wenn die zur Party geladenen Gäste an der Tür klingeln, werden sie dort erst mal stehen gelassen, von drinnen kommt dann die Stimme des Gastgebers: "Sorry, wir haben nichts zu spenden." Eine zynische Anspielung auf die weit verbreitete Armut im Land.