Libori-Festwoche beginnt in Paderborn

"So stelle ich mir den Himmel vor"

Wer "auf Libori" geht, besucht das Kirchen- und Volksfest im Erzbistum Paderborn. Es steht unter dem Motto "Im Himmel und auf Erden". Für den Paderborner Dompropst Göbel ist es eine göttliche Erfahrung...

 Libori-Fest im Erzbistum Paderborn  / © J.-Nicolas Ottersbach (DR)
Libori-Fest im Erzbistum Paderborn / © J.-Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Für die Menschen, die mit Libori nicht so vertraut sind wie Sie als Paderborner – was gibt es da zu feiern?

Monsignore Joachim Göbel (Paderborner Dompropst): Etwas sehr Einmaliges! Im Jahr 836, also vor fast 1200 Jahren, war das Bistum Paderborn noch so eine Art Missionsstandort bei den wilden Sachsen und hat daher aus dem Bistum Le Mans in Frankreich die Reliquien des Heiligen Liborius bekommen. Liborius war ein Bischof in Le Mans, und dessen Reliquien waren als eine Art Starthilfe oder Patenschaft zu verstehen, um dem Dom auch noch geistlich eine gewisse Bedeutung zu geben.

Und diese Partnerschaft – in den Urkunden heißt es immer "der Liebesbund ewiger Bruderschaft" – hat eigentlich bis heute gehalten. Auch wenn es Probleme und Schwierigkeiten und Kriege zwischen Deutschland und Frankreich gab, gab immer am Liborifest diese Besuche der Franzosen und das gemeinsame Feiern. Es ist ein Fest der Freundschaft, ein Fest des Brückenbauers Liborius.

DOMRADIO.DE: Erzbischof Hans-Josef Becker wird morgen um 15 Uhr den ersten Festgottesdienst leiten. Was ist das Besondere, was dann folgt?

Göbel: In dieser Pontifikalvesper werden die Reliquien des Heiligen Liborius, die in der Krypta aufbewahrt werden, in den goldenen Liborischrein gesetzt und dann unter ganz besonderen Posaunenklängen, auf die jeder Paderborner hier ein ganzes Jahr lang wartet, in den Hochchor gebracht. Dort bleiben sie dann bis zum Dienstag, es gibt sehr viele Pontifikalämter für unterschiedliche Gruppen. Und am Dienstag werden die Reliquien wieder zurück in die Krypta gebracht. Und dann geht das Fest noch bis zum kommenden Sonntag mit unterschiedlichen Schwerpunkten an jedem Tag.

DOMRADIO.DE: Erwartet werden 25 Bischöfe und Äbte aus 13 Ländern. Kann man Libori als eine Art große multikulturelle Glaubensparty bezeichnen?

Göbel: Es ist tatsächlich ein weltkirchliches Fest, wir haben Bischöfe aus Brasilien, Kroatien, Äthiopien, Malta, Norwegen, Serbien, Argentinien... Und das Schöne ist, dass wir heute Abend einen Auftakt machen. Wir nennen diese Veranstaltung "Gesichter der Weltkirche", wo wir ganz offen einladen und auch die ersten Gäste schon dabei sind. Dieses Jahr kommen sie aus Brasilien, auch wegen der besonderen politischen Situation. Die Gäste berichten aus ihrem Land und ihren Diözesen, und anschließend geht es ganz locker bei Bratwurst und Bier oder anderen Getränken weiter: eine Begegnung zwischen den Paderbornern und den Gästen. Das ist eigentlich das, was Libori ausmacht.

DOMRADIO.DE: Das Motto "Im Himmel und auf Erden" solle daran erinnern, dass Gott uns in unserem Leben niemals fern ist, schreibt Erzbischof Hans-Josef Becker in seinem Grußwort zum Fest. Wo kommt Gott Ihnen denn persönlich bei diesem Fest besonders nah?

Göbel: In der Freude, die ich so erlebe. Die Kölner sagen jetzt sicher: "Das ist wie beim Karneval auch, das ist auch etwas Himmlisches". Und ich erlebe Gott in dem gelingenden Miteinander. Sowohl die Gäste wie auch die Paderborner sind sehr offen und gehen sehr aufeinander zu und hören gut aufeinander, feiern gerne miteinander. Und so stelle ich mir dann schon auch den Himmel vor. So schön wie Libori mindestens.


Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Pressestelle Paderborn (KNA)
Dompropst Monsignore Joachim Göbel / © Pressestelle Paderborn ( KNA )

Libori-Sonntag (EPB)
Libori-Sonntag / ( EPB )
Quelle:
DR