Ein Foto aus dem Spätsommer. Kurz vor unserem Inselurlaub waren wir an den Niederrhein gezogen. Was mir nicht leicht gefallen war, ich musste viel aufgegeben. Eine wunderbare Tagesmutter. Einen spektakulären Blick über die Rheinebene bis zum Siebengebirge. Das Beste: Nachbarn wie Freunde.
Den ersten Winter sollte ich viele Tränen vergießen. Der Niederrhein war kalt, grau, nass, nebelig. Kein Ausblick und keine Nachbarn, mit denen wir Auto und Kühlschrank hätten teilen können. Kein Kindergartenplatz und auch keine Tagesmutter. Der Anfang war hart.
Aber nichts hat nur Nachteile. Der Niederrhein ist platt, hat Felder, Wiesen und Wege, die wie geschaffen sind für Radtouren.
Wir reparierten unsere Räder. In den steilen Hügeln über dem Rheintal hatten sie vor allem in der Garage gestanden. Jetzt kamen sie vor die Garage. Wir kauften ein Anhängerfahrrad. Es bestand aus einem Sattel, einem Reifen mit Pedalen und einer langen Stange. Wurde mit einer Kupplung einfach an den Sattel geschraubt. Das Kind konnte dann entweder mitstrampeln oder sich einfach ziehen lassen.
Eine wunderbare Erfindung. Jedenfalls meistens. An einer Ampel hörte ich einmal ein Geräusch. Als ich mich umdrehte, lag das Kind neben dem Rad. Weil es vorher eingeschlafen war. Als ich an der Ampel hielt, war es heruntergefallen.
In unserem ersten Sommer am Niederrhein hat uns diese Erfindung sehr geholfen. Wir drei, die wir damals waren, konnten uns langsam an unsere neue Heimat gewöhnen. Sie gemeinsam erfahren, in des Wortes wörtlicher Bedeutung.
Dabei ist im späten Spätsommer oder frühen Frühherbst irgendwann das Sonnenblumenfoto entstanden. Ein Foto wie ein Versprechen.
Auch hier wird es schöne Stunden, neue Freunde geben.
Das Foto hat recht gehabt.