Das war die Hand Gottes..
Der Spruch mit der "Hand Gottes“ ist vielen noch im Gedächtnis: Weltmeisterschaft 1986 - Maradonna und sein Handspiel. 0:0 stand es zur Halbzeit. Sechs Minuten nach dem Wiederanpfiff steigt Maradona hoch und bugsierte den Ball mit der linken Faust ins Tor, Englands Torwart-Ikone Peter Shilton ist konsterniert. "Es war die Hand Gottes und der Kopf Maradonas", erklärte der Superstar direkt nach der Partie an diesem denkwürdigen 22. Juni.
Heute wissen wir: Es war eindeutig Handspiel und mittlerweile hat sich Maradonna auch dafür entschuldigt. Doch dieser Ausdruck "die Hand Gottes", der wird wahrscheinlich noch ewig Bestand haben und ist aus den Köpfen der Fussballfans nicht mehr heraus zu bekommen. Von Beispielen dieser Art gibt es viele mehr: Wir reden ja auch von "Fußballgöttern“ auf heiligem Rasen, sind in "Fussball-Tempeln" unterwegs und die Fans sind die "Fussball-Gemeinde". So könnte man ewig weitermachen...
Die Religion im Fussball
Dabei haben sie auf den ersten Blick ja gar nicht allzu viel miteinander zu tun, Religion und Fußball. Das eine wirkt ernst und manchmal streng, das andere ausgelassen und euphorisch. Nur: Woher kommen diese ganzen Redewendungen?
Wer genau hinsieht stellt fest: Einige Rituale aus dem Ballsport sind mit denen aus der religiösen Praxis identisch. Zwei katholische Theologen haben dieses Phänomen einmal genauer untersucht und herausgefunden: Was für die Christen der sonntägliche Kirchgang und die Liturgie im Gottesdienst sind, das ist für eingefleischte Fußball-Fans der Stadionbesuch am Wochenende.
Gemeinsamkeiten
Wie jede Liturgie im Gottesdienst beginnt auch ein Fußballspiel stets mit Gesängen. Fußballvereine haben ihre eigenen Lieder, Nationalmannschaften haben Hymnen. Gemeinsamkeit Nummer eins. Nach dem Gesang folgt dann der feierliche Einzug der handelnden Personen - im Stadion wie in der Kirche. Die Mannschaft kommt rein und in der Kirche ziehen Priester und Messdiener durch den Mittelgang. Gemeinsamkeit Nummer zwei.
Was in der Kirche der sakrale Altarraum ist, das ist im Stadion der „heilige Rasen". Der Altarraum ist dem Pfarrer vorbehalten, das Spielfeld den Fußballern und dem Schiedsrichter. Alles steht und fällt mit dem Ritus.
Theologen haben herausgefunden: Menschen wollen Klarheit und Eindeutigkeit im Leben. Die gibt es zum einen in der Kirche, wo die Bibel als Skript im Gottesdienst inszeniert wird, andererseits im Stadion, wo auf einem klar begrenzten Spielfeld innerhalb eines klar begrenzten Zeitraums ein Spiel mit Sieger und Verlierer ausgetragen wird. Sowohl Kirche als auch Stadion seien Orte, heißt es in der Studie, in denen die Menschen den Stress des Alltags ablegen könne. Religion und Fußball haben klare Rituale. Und die geben dem Menschen Halt.