Sorge um Christen in Syrien wächst

Zwischen allen Fronten

Angesichts der fortdauernden Kämpfe in Syrien wächst die Sorge um die christliche Minderheit in dem Land. Diese sei in dem Bürgerkrieg "zwischen alle Fronten geraten", sagte Unions-Fraktionschef Volker Kauder der "Bild am Sonntag". Die Situation bezeichnete der Politiker als dramatisch. "Wir prüfen derzeit, wie wir zumindest den Christen, die in die Nachbarländer geflüchtet sind, helfen können."

 (DR)

Simon Jacob, Repräsentant der Syrisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland, sprach von Verfolgung und Vertreibung. "Es hat sogar brutale Hinrichtungen gegeben." Die Lage erinnere an die der anhaltenden Christenverfolgungen im Irak. "Wenn Assad gestürzt wird, wird sich die Situation durch das entstandene Machtvakuum für die Christen in Syrien weiter verschlechtern."



Ähnlich äußerte sich die katholische Hilfsorganisation Caritas international. Vielen Christen werde eine Nähe zum Regime von Präsiden Baschar al-Assad vorgeworfen. Im Falle eines Sturzes von Assad drohten ihnen weitere Übergriffe, sagte ein Sprecher am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Freiburg.



Grünen-Chefin Claudia Roth forderte in der "Bild am Sonntag" die Bundesregierung zum Handeln auf: "Die Bundesregierung sollte den Nachbarstaaten von Syrien jetzt umfangreiche Unterstützung bei der Aufnahme und Unterbringung der Flüchtlingsströme anbieten." Auch solle Deutschland selbst Flüchtlinge aufnehmen.



Nach dem Willen des Grünen-Politikers Volker Beck soll Deutschland prüfen, syrische Flüchtlinge, die besondere Unterstützung brauchen, vorübergehend aufzunehmen. "Humanitäre Hilfe muss unparteiisch sein und sollte sich an den Gegebenheiten der Notlage orientieren", erklärte der menschenrechtspolitische Sprecher und Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen im Bundestag. Eine Konzentration der Hilfe auf Christen könnte dazu führen, dass sie noch mehr unter Druck gerieten.



Die große Mehrheit der rund 23 Millionen Syrer bekennt sich zum Islam. Etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung sind Christen.

Gesellschaftlich gehören die mehrheitlich arabischstämmigen syrischen Christen der Mittel- und Oberschicht an.



Unterdessen sorgt eine Entführung von 48 Iranern international für Schlagzeilen. Laut Medienberichten handelt es sich bei der Gruppe, die am Samstag verschleppt wurde, um muslimische Pilger. Die Regierung in Teheran forderte die Türkei und Katar auf, sich für deren Freilassung einzusetzen. Die Entführer sollen der Al-Baraa-Brigade angehören. Die nach einem Gefährten Mohammeds benannte Gruppierung will unter anderem mit Selbstmordanschlägen die Regierung von Assad unter Druck setzen.