Diakonie-Präsident Lilie: Seelsorger in Heime lassen

Sorge um isolierte Heimbewohner

Wegen der Corona-Pandemie gilt in den meisten Pflegeheimen ein striktes Besuchsverbot. Auch Seelsorger haben häufig keinen Zugang zu den Bewohnern. Sozialverbände halten den Zustand für unhaltbar.

Ein Mitglied des Gesundheitspersonals schaut aus dem Fenster eines Pflegeheims in Madrid / © Eduardo Parra (dpa)
Ein Mitglied des Gesundheitspersonals schaut aus dem Fenster eines Pflegeheims in Madrid / © Eduardo Parra ( dpa )

Vertreter von Kirchen und Sozialverbänden betrachten die Isolation von Pflegeheimbewohnern in der Corona-Epidemie mit zunehmender Sorge. Angehörige fürchteten, dass Eltern oder Großeltern frühzeitig sterben, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, der Zeitung "Die Welt" (Samstag): "Nicht an Covid-19, sondern an der Isolation, weil die Einsamkeit ihnen den Lebensmut nimmt." Diakonie-Präsident Ulrich Lilie appellierte an Bund und Länder, Seelsorgerinnen und Seelsorgern in Krankenhäusern, Alters- und Pflegeheimen den Zugang wieder zu ermöglichen.

Lilie: Möglichst schnell einheitliches Vorgehen regeln 

Lilie sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin, damit könne nicht bis zum 30. April oder gar 6. Mai gewartet werden, wenn die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten erneut über den weiteren Umgang mit den Corona-Einschränkungen beraten wollen.

Bund und Länder müssten schnell Regelungen für ein möglichst einheitliches Vorgehen treffen, ähnlich wie dies bei der Wiederzulassung von Gottesdiensten mit den Kirchen und Religionsgemeinschafen angestrebt werde, forderte der Diakonie-Chef.

Entscheidend sei, dass endlich auch für Seelsorgerinnen und Seelsorger ausreichend Schutzkleidung bereitgestellt werde, damit die unverzichtbaren Schutz- und Hygienestandards eingehalten werden könnten. "Für die isolierten Bewohnerinnen und Bewohner unserer Pflegeeinrichtungen und die unter der Isolation leidenden alten Menschen in ihren Wohnungen ist persönliche Ansprache von entscheidender Bedeutung", sagte Lilie.

Bentele: Strikes Besuchsverbot langsam auflösen

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, regte an, das strikte Kontakt- und Besuchsverbot in den Heimen «langsam aufzulösen». Die Schwächsten der Gesellschaft dürften nicht sozial isoliert werden. "Da werden langsam auch Grundrechte verletzt, zum Beispiel das Recht auf Ehe und Familie, wenn Ehepartner sich nicht mehr besuchen dürfen", sagte sie der "Welt".

Auch der Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, Andreas Westerfellhaus, forderte eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen in den Einrichtungen. "Wir wissen, dass wir uns darauf einstellen müssen, über einen längeren Zeitraum mit dem Coronavirus umgehen zu müssen", sagte er der "Welt".

"Darauf müssen wir auch die Situation in den Pflegeeinrichtungen anpassen: pauschale, restriktive Besuchsverbote können dabei keine Lösung sein." Bewohner von Pflegeeinrichtungen benötigten besonderen Schutz, aber sie dürften nicht völlig isoliert werden.


Diakonie-Präsident Lilie / © Norbert Neetz (epd)
Diakonie-Präsident Lilie / © Norbert Neetz ( epd )

Verena Bentele / © Kay Nietfeld (dpa)
Verena Bentele / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
epd
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