Sorge wegen Berichten über Kriegshandlungen vor Sudan-Referendum

Der Schatten Darfurs

Für Kardinal Wilfrid Napier ein "historisches Ereignis": das Referendum über die Unabhängigkeit Südsudans. Doch einen Tag vor der Abstimmung rückt der Darfur-Konflikt wieder in den Mittelpunkt. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen haben vor einer erneuten Eskalation in der Region im Westen des Landes gewarnt und sich an die UN gewandt.

 (DR)

Im Schatten des anstehenden Referendums im Südsudan spitze sich die Lage in der Krisenregion Darfur zu, erklärten sie am Samstag (08.01.2011) in Berlin. So seien erneut Kriegshandlungen ausgebrochen. Die Organisationen forderten die Vereinten Nationen auf, ihre Berichterstattung über die humanitäre und menschenrechtliche Situation im Sudan zu verstärken.



Hinter dem Appell stehen 17 Organisationen aus verschiedenen Ländern, darunter Human Rights Watch, die Johanniter Unfallhilfe und die Gesellschaft für bedrohte Völker. Sie beklagen die Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, die Situation in Darfur richtig zu überwachen und angemessen zu reagieren.



In mehreren Gegenden in Nord- und Süd-Darfur flammte demnach der Konflikt zwischen Regierungskräften und Rebellen wieder auf. So seien bei Zusammenstößen und Übergriffen der Regierungskräften auf Zivilisten in mehreren Regionen mindestens 32.000 Menschen vertrieben worden. Die bisherige Präsenz von Friedenstruppen von UN und Afrikanischer Union in Darfur reiche zum Schutz von Zivilisten vor Übergriffen und Menschenrechtsverletzungen nicht aus. Dabei komme es auch zu sexueller Gewalt.



Sechstägiges Referendum

Seit 2003 kam es in Darfur zu massiven Konflikten mit vermutlich mehr als 250.000 toten Zivilisten. Häufig war davon die Rede, dass mit Khartum verbündete Milizen die Zivilbevölkerung terrorisierten.



An diesem Sonntag beginnt im Südsudan ein sechstägiges Referendum, bei dem knapp neun Millionen Menschen über die Unabhängigkeit des Südens entscheiden sollen. Es bildet den Schlusspunkt eines Ende 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichneten Friedensabkommens, das einen mehr als zwei Jahrzehnte dauernden Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd dauerhaft beenden soll.



Kardinal: Referendum ist historisches Ereignis

Als "historisches Ereignis" hat der südafrikanische Kardinal Wilfrid Napier bezeichnete das Referendum. Diese Abstimmung gebe den einfachen Bürgern, die unter dem Bürgerkrieg und der Unterentwicklung des Landes gelitten hätten, die Möglichkeit, ihrer "eigenen Würde Ausdruck zu verleihen", sagte Napier laut vatikanischem Missionsdienst "Fides".



Der Erzbischof von Durban leitet eine Delegation der katholischen Bischofskonferenz Südafrikas (SACBC), die das Referendum verfolgen soll. Die Abordnung ist Teil einer von der katholischen Kirche und der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz (AACC) entsendeten ökumenischen Beobachtergruppe.