Sorgenvoller Blick auf die dänische Asylpolitik

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Die Flüchtlinge in Dänemark wollen weiter nach Schweden - die dänische Asylpolitik schreckt sie ab. Der Regierung müsse von Seite der EU mehr auf die Finger geschaut werden, fordert die Leiterin des Katholischen Büros in Kiel.

Verlassener Schlafplatz am Flensburger Bahnhof / © Christian Charisius (dpa)
Verlassener Schlafplatz am Flensburger Bahnhof / © Christian Charisius ( dpa )

domradio.de: Jetzt fahren die Züge ab Flensburg Richtung Dänemark wieder, aber viele Flüchtlinge mussten die Nacht auf dem Bahnhof verbringen. Schleswig-Holsteins Innenminister Stefan Studt hat ja betont, dass das Land jeden Flüchtling, der nach Schleswig-Holstein kommt, betreut. Haben denn die Flüchtlinge diese offene Haltung gestern Abend in Flensburg gespürt?

Beate Bäumer (Leiterin des Katholischen Büros in Kiel): Ja, der Innenminister hat da Wort gehalten. Allen Flüchtlingen wurde angeboten, die Nacht in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Schleswig-Holstein zu verbringen. Das haben auch einige angenommen. Sie wurden dann mit Bussen dorthin gebracht. Einige haben lieber am Bahnhof übernachtet, wo auch sehr viele Helfer waren. In Flensburg haben viele Menschen Essen, Getränke und Decken vorbeigebracht. Es gab also ein herzliches Willkommen sowohl von der Landesregierung, als auch von den Menschen vor Ort. 

domradio.de: Wie sieht zurzeit die Lage in Flensburg aus?

Bäumer: Dort entspannt es sich langsam. Um 7 Uhr ist der erste Zug mit den Menschen, die im Bahnhof übernachtet haben, gefahren. Wir schauen ein bisschen nach Ostholstein, nach Lübeck. Dort stehen noch Züge, die angeblich im Laufe des Tages über den Grenzübergang Puttgarden auf Fehmarn/Rödby weiterfahren sollen. Im Moment stockt der Verkehr an diesem zweiten Grenzübergang zu Dänemark aber noch.   

Wir beobachten schon längere Zeit, dass es im Raum Lübeck Probleme beim Grenzübertritt gibt und dass die Flüchtlinge nicht nach Dänemark wollen. Mein Eindruck ist im Moment, dass die dänische Regierung sich ein bisschen zurückhält und auf jeden Fall vermeiden möchte, dass es zu gewalttätigen Szenen kommt. Ansonsten muss man ganz ehrlich sarkastisch sagen, dass die Abschreckungspolitik der Dänen gerade sehr gut funktioniert. Die Menschen wollen um jeden Preis weiter nach Schweden. Niemand will nach Dänemark. Und das ist das Ziel der neuen Regierung in Kopenhagen.

domradio.de: Der EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat sich gestern zur Flüchtlingskrise geäußert. Das Verhalten der dänischen Regierung passt aber gar nicht zu dem, was Juncker gesagt hat...

Bäumer: Nein, aber das beobachten wir schon länger. Die Regierung schaltet ja zum Beispiel Anzeigen im Libanon, in denen den Menschen mitgeteilt wird, dass sie auf gar keinen Fall kommen sollen. Dass man stolz auf sich ist, wenn man die Flüchtlingszahlen senkt, passt nun gar nicht zu dem Gedanken der Europäischen Union und zur jetzigen Lage. 

domradio.de: Wie blicken Sie in die Zukunft, was die Flüchtlingsfrage in Dänemark angeht?

Bäumer: Man muss sicherlich unterscheiden zwischen der Regierung und den Menschen, die die Brisanz der Lage erkannt haben und jetzt auch helfen. Wie gesagt, die Regierung ist im Moment stolz darauf, dass die Zahl der Asylbewerber sinkt. Sie hat das Aufenthaltsrecht verschärft, die Familienzusammenführung erschwert und die Sozialbezüge sind zum 1. September gekürzt worden. Ich sehe das mit großer Sorge und würde mir wünschen, dass den Dänen da mehr auf die Finger geschaut und daran erinnert wird, was in dieser besonderen Situation erforderlich ist.

Das Gespräch führte Aurelia Rütters.


Quelle:
DR