In Deutschland hat laut einer repräsentativen Studie der Bertelsmann-Stiftung jedes zweite Kind Angst vor Armut: Der Anteil der 8- bis 14-Jährigen, die sich immer, oft oder manchmal Sorgen über die finanzielle Lage ihrer Familie machen, liegt bei über 50 Prozent, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag) vorab über die Ergebnisse der Untersuchung berichteten.
Auf den ersten Blick geht es den meisten gut
Dabei gehe es den meisten der befragten Kinder auf den ersten Blick gut. Für mehr als 96 Prozent gelte: Es gebe genug zu essen, Platz zum Spielen, in den Wohnungen mindestens ein Badezimmer und mindestens einen Computer in der Familie. Einen ungestörten Arbeitsplatz dagegen hätten nur neun von zehn Kindern, ein eigenes Schlafzimmer nur acht von zehn.
Immerhin 88 Prozent waren schon mal auf Familienurlaub, wie die Zeitungen weiter unter Berufung auf die Untersuchung berichten. Ein Vergleich nach Schultypen zeige allerdings, dass der Anteil der Schüler, die mit ihren Eltern Urlaub gemacht und die ein eigenes Zimmer haben, in der Gruppe der Gymnasiasten überproportional hoch sei - im Gegensatz zu Haupt- und Realschülern, Sekundarschülern und Gesamtschülern.
Eltern sehr bemüht
Wie sehr Eltern bemüht sind, ihren Kindern eine auch materiell sorglose Kindheit zu ermöglichen, zeige die Frage nach Konsumgütern: Mehr als 95 Prozent der Kinder sagten demnach, sie hätten "etwas Schönes zum Anziehen", genug Geld für Klassenfahrten, zwei gute Paar Schuhe, ein Fahrrad, einen Roller oder Inline-Skates und alles, was sie für die Schule brauchen. Immerhin 82 Prozent der Kinder besitzen den Angaben zufolge Markenkleidung. "Auch wenn die finanziellen Ressourcen der Familie wenig Spielraum ermöglichen, scheinen Eltern nicht bei den Bedarfen der Kinder zu sparen", zitieren die Zeitungen die Studienautoren.
Die Autoren beklagen den Angaben zufolge, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland nicht regelmäßig befragt und an politischen Entscheidungen beteiligt würden. Notwendig sei "eine neue, umfassende und repräsentative Erhebung der Bedarfe von Kindern und Jugendlichen".
Für die Studie "Children"s Worlds+ Eine Studie zu Bedarfen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland" befragten Forscher der Universität Frankfurt gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung im Schuljahr 2017/2018 rund 3.450 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 14 Jahren. Rund 44 Prozent der beteiligten Kinder wuchsen in einer Familie auf, in der zu Hause Deutsch gesprochen wird, in rund
41 Prozent der Fälle wurden Deutsch und eine andere Sprache gesprochen. Bei den restlichen 15 Prozent wurde hauptsächlich eine andere Sprache als Deutsch gesprochen. Knapp jedes fünfte Kind lebte mit einem alleinerziehenden Elternteil zusammen, ähnlich viele Kinder wuchsen als Einzelkinder auf.
Viele Heranwachsende erleben Schule als unsicheren Ort
Ihre eigene Schule In Deutschland erleben laut der Studie viele Heranwachsende als unsicheren Ort. Während immerhin acht von zehn Grundschülern dem Satz "Ich fühle mich sicher in meiner Schule" zustimmen, ändert sich das nach dem Wechsel zur weiterführenden Schule deutlich.
Allein das Sicherheitsgefühl der Gymnasiasten bleibe etwa so stabil wie das der Grundschüler - Kinder und Jugendliche in anderen Schulformen dagegen fühlten sich deutlich unsicherer, hieß es. Jeder dritte Schüler in Hauptschulen, Sekundarschulen und Gesamtschulen plagt sich laut Studie mit Ängsten. Gewalt, Mobbing und Ausgrenzung in der Klasse oder auf dem Schulhof spielten hier eine Rolle - aber auch die Angst, auf dem Weg zur Schule in unangenehme Situationen zu geraten oder Gefahren ausgesetzt zu sein.