Demnach erleben Dreiviertel aller Kinder weltweit im Alter von zwei bis vier Jahren körperliche oder verbale Gewalt durch ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten, das teilte die Hilfsorganisation am Mittwoch in München mit. Auch die Zahl der Übergriffe auf Kleinkinder zwischen 12 und 23 Monaten sei erschreckend hoch: Etwa die Hälfte der Heranwachsenden in dieser Altersgruppe werde bereits physisch oder psychisch misshandelt.
Die SOS-Kinderdörfer haben dazu in 16 Ländern die Kampagne "DetenloYa" gestartet, auf Deutsch: "Beende es!" Ziel der Kampagne sei es, die Gewalt in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, um sie beenden zu können. "Jeder von uns ist in der Verantwortung einzugreifen", sagte Soledad Cardozo, Sprecherin der SOS-Kinderdörfer in Lateinamerika.
Gewalt gegen Kinder in allen Schichten und Kulturen
Gewalt gegen Kinder finde in reichen wie in armen Ländern statt und quer durch alle Gesellschaftsschichten und Kulturen, so Cardozo weiter. Auch sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Kind nicht nur einmal, sondern immer wieder Opfer von Gewalt werde.
Besonders schlimm sei die Lage in Lateinamerika: "Häusliche Gewalt ist hier häufig Tabuthema oder sogar akzeptierte Erziehungsmethode", sagt Cardozo. In dieser Weltregion würden jährlich 6 Millionen Kinder Opfer schwerer Misshandlungen, rund 80.000 sterben demnach an den Folgen häuslicher Gewalt.
Nach Cardozos Worten gibt es ausreichend Belege, dass Gewalt gegen Kinder durch gezielte Maßnahmen verhindert werden kann. Dazu gehörten entsprechende Gesetze, Aufklärung, die Erhebung von exakten Daten, Anlaufstellen für Kinder sowie Unterstützungsprogramme für Familien.