Sozialdienst katholischer Männer begrüßt geplante Mietpreis-Bremse

"Wir wünschen uns den Zugriff auf Wohnungen"

Union und SPD wollen massiv steigende Mieten vor allem in Großstädten stärker bremsen und den Bau neuer Wohnungen ankurbeln. Rainer Best, Leiter der Wohnungslosenhilfe beim Sozialdienst katholischer Männer in Köln, begrüßt die Pläne im domradio.de-Interview.

Wohnung gesucht (dpa)
Wohnung gesucht / ( dpa )

domradio.de: Ist das eine gute Nachricht, dass eine Mietpreisbremse eingeführt werden soll?

Best: Grundsätzlich ist es eine vernünftige Initiative in dieser Richtung nach vorne zu gehen. Wir - aus katholischer Sicht oder in der Fachpolitik - sind seit geraumer Zeit mit diesem Thema immer wieder berührt und wir merken, dass Wohnraum immer weniger finanzierbar wird. Das führt dazu, dass die Anteile, die die Menschen über Arbeit erwirtschaften, immer stärker in die Wohnungskosten eingehen und weniger zum Leben übrigbleibt. Das hat mittelbare Konsequenzen. Wir wissen, dass viele Haushalte mittlerweile massiv überschuldet sind. Und dann kommt ein ganzer Rattenschwanz: Wenn man die Miete nicht mehr zahlen kann, dann ist man auch sehr schnell in der Wohnungslosigkeit.

domradio.de: Das heißt, bei einem Normalverdiener fressen die Mietkosten gerne mal knapp die Hälfte des Gehaltes. Sie haben mit Menschen zu tun, die über gar kein Gehalt verfügen. Wer kommt zur Wohnungslosenhilfe?

Best: Wohnungslosenhilfe ist für die Menschen, die man aus dem Stadtbild kennt: Obdachlose. Dieser Begriff Wohnungslosenhilfe ist vor mehreren Jahren entstanden. Früher hieß es "Nichtsesshaftenhilfe". Da sind Menschen, die unterhalb der Existenzschwellen leben müssen. Von der Hand in den Mund, häufig auf der Straße leben und die entweder die Wohnung verloren haben, oder ihre Fähigkeit in der Wohnung zu leben verloren haben. Um die kümmern wir uns mit existenzsichernden Hilfen und versuchen auf diesem engen Markt Unterkünfte zu finden. Und das ist bei den angespannten Preisen ungeheuer problematisch. Wir stellen fest, dass es da unterschiedliche Mitbewerber auf dem Markt gibt, wo unsere Klienten in der Regel kaum Chancen haben. Köln als Studentenhochburg hat natürlich ganz viele Studentenwohnungen und auch im privat vermieteten Bereich immer wieder Studenten als Mieter in Wohngemeinschaften. Das ist eine Klientel, die solvent ist. Da stehen dann auch in der Regel die Mietzahlungen der Eltern dahinter und das ist für den Vermieter durchaus komfortabel. Das ist sicheres Geld. Das ist das, was sich ein Vermieter wohl grundsätzlich auch wünscht, auch wünschen darf. Das ist legitim.

domradio.de: Wie genau können Sie wohnungslosen Menschen, die nicht solvent sind, helfen?

Best: Zunächst einmal mit Wohnhilfeangeboten, die wir in der Wohlfahrtspflege haben. Das sind Formen von ambulant betreutem Wohnen, auch in Einrichtungen, die wir zum Beispiel als Sozialdienst katholischer Männer, Männern vorbehalten. Aber Ziel ist natürlich immer wieder auch auf dem freien Wohnungsmarkt dieses normale Leben zu begleiten. Es ist nicht normal in einer großen Einrichtung zu leben.

domradio.de: Was würden Sie sich wünschen? Was müsste politisch passieren?

Best: Wir wünschen uns den Zugriff auf Wohnungen. Das kann man zum Beispiel durch dauerhafte Belegungsrechte regeln. Da muss die Politik für sich klar haben in welchen Bereich sie reingeht. Die Objektförderung weiter ausbauen, den Wohnungsbau. Der ist ja in den letzten Jahren sehr stark zurückgegangen. Da gibt es unterschiedliche Überlegungen: Will man jetzt die Objektförderung nach vorne ziehen, oder will man die Subjektförderung weiter ausbauen. Das heißt den Menschen, die Wohnungen brauchen, entsprechend Unterstützung geben, damit sie auch die hohen Mieten bezahlen können. Im Kreis der Kollegen sind wir schon dafür, dass wir einen freien Markt weiter behalten. Den könnte man allerdings auch mit Kooperationsvereinbarungen, mit Bauherren auf bestimmte Kontingente ein Stückchen entspannen. Wo wir dann einen Zugriff haben. Wo die Wohlfahrtsverbände auch hingehen und das Miteinander in den Quartieren mitmoderieren, damit von Anfang an auch ein vernünftiges Miteinanderwohnen ermöglicht wird.

Das Interview führte Verena Tröster.