Sozialethiker sieht populistische Tendenzen im Katholizismus

Missbrauch der Religionsfreiheit

Der Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl warnt vor "massiven" rechtspopulistischen Tendenzen in der römisch-katholischen Kirche. Solche Positionen missbrauchten die Religionsfreiheit etwa für die Ausgrenzung von homosexuellen Menschen.

Theologe Andreas Lob-Hüdepohl / © Julia Steinbrecht (KNA)
Theologe Andreas Lob-Hüdepohl / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Gleiches gelte für Fragen von Geschlechtsidentität, sagte das Mitglied des Deutschen Ethikrats bei einer Online-Konferenz am Montagabend. Es brauche deswegen auch einen selbstkritischen Blick ins Innere der Religionsgemeinschaft - und nicht nur eine Klage darüber, dass Populisten für ihre Argumentation auf Religionen zurückgreifen.

Fachtagung "Religionsfreiheit und Populismus"

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD), forderte die Entlarvung religiös begründeter Populismen - sonst werde Religion am Ende "wirklich weltweit in ganz unterschiedlichen Systemen der Treiber für Unfreiheit". Ideologische Abgrenzungen und einfache Wahrheiten seien eng verwoben mit rechtspopulistischen Ansichten: "Und das zusammen wird eine ganz, ganz gefährliche Melange, die am Ende dazu geeignet ist, Demokratien in Diktaturen zu verwandeln."

Frank Schwabe, damaliger Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion, spricht bei der 164. Sitzung des Bundestags.  / © Britta Pedersen (dpa)
Frank Schwabe, damaliger Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe der SPD-Bundestagsfraktion, spricht bei der 164. Sitzung des Bundestags. / © Britta Pedersen ( dpa )

Bei der digitalen Fachtagung "Religionsfreiheit und Populismus" diskutierten Experten aus Wissenschaft, Kirche und Politik über eine rechtspopulistische Vereinnahmung von Religionsfreiheit. Die Konferenz wurde organisiert vom Hilfswerk missio Aachen und der Deutschen Kommission Justitia et Pax.

Religionsfreiheit

Die Religionsfreiheit gehört zu den grundlegenden Menschenrechten. In Deutschland heißt es in Artikel 4 des Grundgesetzes: "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich." Die ungestörte Religionsausübung - gleich welcher Konfession - soll ebenfalls gewährleistet sein.

Religionsfreiheit weltweit eingeschränkt / © N.N. (Open Doors)
Religionsfreiheit weltweit eingeschränkt / © N.N. ( Open Doors )

 

Quelle:
KNA