Für Familien sei der Sonntag als "Pflege des Gemeinsamen" unersetzlich. Schäuble äußerte sich auch zur aktuellen Moscheendebatte. "Sonn- und Feiertage schaffen einen Freiraum, im dem der Einzelne und die Gemeinschaft Bedürfnisse stillen können, die im Alltag häufig zu kurz kommen", unterstrich der Unionspolitiker, der selbst evangelisch ist.
Es braucht besondere Zeitfenster
Sonn- und Feiertage seien für den Einzelnen, aber auch für die Gemeinschaft, besondere "Zeitfenster", in denen kein Handlungsdruck von außen aufgebaut werde, sagte Schäuble. Dabei gehe es nicht nur einfach um freie Zeit, sondern auch um gemeinsame Freizeit für Familien, für sportliche Aktivitäten und auch für die gemeinsame Religionsausübung.
"Eine solche Pflege des Gemeinsamen ist in der Globalisierung von großer Wichtigkeit", betonte der Minister. Gerade angesichts der beschleunigten Lebensverhältnisse seien Orientierung und Traditionen notwendig.
An die beiden großen Kirchen appellierte Schäuble, sich mit ihren Kompetenzen und Stärken in die Diskussion um den Sonntagsschutz einzubringen. Der Schutz des Sonntags habe Verfassungsrang, "und dabei wird es auch bleiben", sicherte der Politiker zu. Dieser Rahmen müsse aber gefüllt werden. "Wenn es den Kirchen nicht gelingt, die Bedeutung solcher Erlebnisse zu vermitteln, dann wird der gesetzliche Schutz für Ruhezeiten schnell zu einer leeren Hülle."
Religiöse Vielfalt in Deutschland anerkennen
Schäuble rief auch dazu auf, die religiöse Vielfalt in Deutschland anzuerkennen. "Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Religion in Deutschland nicht mehr länger nur die beiden großen Kirchen meint", sagte er. Wichtig sei vor allem die Integration des Islam. "Jedoch will ich gleichzeitig auch deutlich sagen, dass das nicht bedeutet, dass wir alles über einen Kamm scheren wollen." Noch immer gehörten die meisten Deutschen einer der großen Kirchen an, so der Minister. In vielen Gegenden stellten sie "die übergroße Mehrheit" dar.
Außerdem habe das Christentum eine besondere Bedeutung für die Geschichte und Kultur des Landes, betonte der Politiker. "Eine Moschee in Köln und der Dom in Köln mögen als Gotteshaus für Muslime und Katholiken eine ähnliche Bedeutung haben. Unbestreitbar ist jedoch, dass der Kölner Dom außerdem auch eine einmalige historische und architektonische Signifikanz für unser Deutschland hat", so der Innenminister wörtlich.
Zum Sozialpolitischen Aschermittwoch laden die Evangelische Kirche im Rheinland und das katholische Bistum Essen seit 1998 gemeinsam ein. Damit wollen sie öffentlich und prägnant für Solidarität und Gerechtigkeit eintreten.