Sozialwissenschaftliche Zentralstelle feiert 50-Jahr-Jubiläum

"Entfesselung des Kapitalismus" als Herausforderung

Die Katholische Sozialwissenschaftliche Zentralstelle (KSZ) in Mönchengladbach hat am Samstag ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert.

 (DR)

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte bei einem Gottesdienst in der Münsterbasilika, dass die Einrichtung einen wichtigen Beitrag dazu geleistet habe, christliche Ideen in die moderne Gesellschaft hineinzubringen. Der katholische Sozialbischof in Deutschland würdigte die wissenschaftliche Arbeit, die Erwachsenenbildung und die Vernetzungstätigkeit des Instituts.

Kirche müsse sich als lernend erweisen

Bei einem anschließenden Festakt rief Marx dazu auf, die katholische Soziallehre im interdisziplinären Austausch weiterzuentwickeln. Kirche dürfe nicht nur lehrend auftreten, sondern müsse sich auch als lernend erweisen. Als bleibende Herausforderung bezeichnete er die "Entfesselung des Kapitalismus" seit den 1990er Jahren. Das Thema des Verhältnisses von Arbeit und Kapital sei nicht erledigt.

Brennende gesellschaftliche Fragen

Der für Mönchengladbach zuständige Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff betonte, dass es der Zentralstelle besonders mit der grünen Heftreihe "Kirche und Gesellschaft" gelungen sei, brennende gesellschaftliche Fragen aufzugreifen. Sie pflege den Dialog mit außerkatholischen und säkularen Ethiken. Die stellvertretende nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin, Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne), lobte, dass die KSZ ihre Stimme für mehr Gerechtigkeit, Wertschätzung und Achtung aller Menschen und der Schöpfung erhebe. Auch angesichts des schwindenden
katholisches Milieus habe die christliche Sozialethik eine Zukunft.

Verbundenheit der Zentralstelle mit Mönchengladbach

Der Mönchengladbacher Oberbürgermeister Norbert Bude (SPD) betonte die enge Verbundenheit der Zentralstelle mit seiner Stadt. Dort hatte der Volksverein für das katholische Deutschland als Organisation der katholischen Arbeitnehmer von 1890 bis 1933 seinen Sitz. In Obhut der Stadtbücherei befinden sich laut Bude 94.000 Bände mit sozial- und religionswissenschaftlichen Schriften aus mehreren Jahrhunderten.

Seit 1963 existiert Zentralstelle

Die Zentralstelle wurde 1963 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gegründet. Sie gibt zahlreiche Schriften heraus und lädt zu wissenschaftlichen Kongressen ein, darunter zu den "Deutsch-Amerikanischen Kolloquien". Erster Direktor der KSZ war der Jesuit Gustav Gundlach (1892-1963). Danach leitete 47 Jahre lang der Jesuit und Augsburger Sozialethiker Alfons Rauscher die Einrichtung. Seit 2009 steht der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg der Zentralstelle vor.


Quelle:
KNA