Spanien: Vorsitzender der katholischen Bischöfe bittet um Vergebung für Haltung im Bürgerkrieg

Überraschende Reue

In Spanien hat der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Ricardo Blázquez, überraschend für die Haltung der katholischen Kirche während des Bürgerkriegs um Vergebung gebeten. Angesichts konkreter Handlungen während des Bürgerkriegs (1936-1939) müsse die Kirche um Vergebung bitten und sich neu orientieren, sagte Blázquez auf der Bischofsvollversammlung laut Rundfunkberichten am Dienstag. Die Erinnerung solle keine alten Wunden öffnen, sondern ermöglichen, Fehler zu korrigieren und den Frieden suchen.

 (DR)

Kürzlich hatte der Vatikan fast 500 katholische Bürgerkriegsopfer als Märtyrer selig gesprochen. Große Teile der katholischen Kirche hatten den Staatsstreich Francos und den anschließenden Bürgerkrieg aber auch als "Kreuzzug" unterstützt. Bisher hatten die Bischöfe Forderungen von kirchlichen Basisgruppen und Opferverbänden, sie solle dafür um Vergebung bitten, zurückgewiesen. "Die Kirche war während des Bürgerkriegs geduldiges Subjekt und Opfer", formulierte etwa ein Sprecher der Bischofskonferenz noch 2000 die offizielle Haltung.

Blazquez verlas das Mea Culpa auf der Vollversammlung der Bischöfe. Und in einem zweiten Text würdigte er auch die "versöhnliche Rolle" des verstorbenen Kardinals Vicente Tarancon "nach dem Tod des Diktators Franco". Blazquez` zwei Botschaften waren offenbar nicht mit allen Bischöfen abgesprochen; die Zeitung „El Pais" spricht von "überraschtem Verstummen" bei vielen Oberhirten.