Spanier zelebrieren ihre Weihnachtsbräuche auf eigene Art

Laut und kurios

Spanien gilt als lärm- und fiestareichstes Land in Europa. Die Weihnachtszeit fügt sich da treffend ins Bild. Zunächst jubeln die Gewinner der Weihnachtslotterie; an Heiligabend erbebt die Erde bei Festumzügen.

Autor/in:
Andreas Drouve
Beliebte spanische Weihnachtslotterie "El gordo" / © Luca Piergiovanni (dpa)
Beliebte spanische Weihnachtslotterie "El gordo" / © Luca Piergiovanni ( dpa )

Die frohe Botschaft erklingt für viele Spanier am Vormittag des 22. Dezember. Dann erfahren sie, auf wen "der Dicke" fällt. "Der Dicke", "El Gordo", das ist der Hauptgewinn der Weihnachtslotterie. Keine Krippe, kein Christbaum und kein Lichterschmuck stimmt Spanier derart auf das Weihnachtsfest ein wie jenes mediale Großereignis der "Loteria de Navidad", deren Ziehung über Stunden live im Fernsehen übertragen wird. In den Mittagsnachrichten flimmern die glücklichen Gewinner durchs Bild.

Bereits ab Juli startet die Weihnachtslotterie den Verkauf. Statt ganzer Lose erwirbt man bevorzugt Losanteile, meist ein Zehntel. Und die Aussichten stehen nicht mal schlecht, einen Gewinn einzufahren.

Enorme Hauptgewinne bei Weihnachtslotterie

Die Ausschüttung der Prämien liegt bei 70 Prozent der Einsätze. In diesem Jahr ist eine zu verteilende Geldflut von sagenhaften 2,3 Milliarden Euro vorgesehen. Der Hauptgewinn hat in Spanien schon ganze Dörfer reich gemacht. Beseelt vom Aberglauben unter den Käufern, sind jene Verkaufsstellen besonders begehrt, in denen irgendwann mal ein Siegerlos ausgegeben worden war - oder die in verheißungsvollen Orten wie dem katalanischen Sort liegen. "Sort" bedeutet "Glück".

Stille und Einkehr an Heiligabend sind Spaniern bis zu fortgeschrittener Stunde fremd. Viele Geschäfte öffnen bis 20 Uhr und bedienen Last-minute-Käufer, während in einer Stadt wie Pamplona überdies ein bebender Festumzug startet. Aufgezogen ist er an der Figur des "Olentzero", eines Köhlers, der am heiligen Abend aus den Pyrenäen hinabsteigt und unter den Bewohnern des Baskenlands und Navarras die Kunde von der Geburt Christi verbreitet.

Späte Heiligabendstimmung

Und der "Olentzero", von einem Trägerteam auf einer Sänfte als Puppe vorangetragen, ist nicht allein unterwegs. Beim Umzug durch das historische Viertel Pamplonas sind lebende Schweine, Gänse, Pferde und Ochsen mit von der Partie. Die dumpfen Klänge der Zanpanzarrak-Tänzer, die sich in Fellwesten gehüllt und mächtige Viehglocken auf den Rücken gebunden haben, gehen ebenso durch Mark und Bein wie das Trommel- und Akkordeonspiel der Kapellen. Nach Abschluss des Umzugs blasen Beteiligte und Zuschauer zum Sturm auf die Kneipen, um sich mit Wein und Tapas aufs Abendessen einzustimmen.

Erst später, beim gemeinsamen Festmahl in den Familien, das selten vor 21.30 Uhr einsetzt, stellt sich eine besinnlichere Heiligabendstimmung ein. Glockenschlag Mitternacht beginnt vielerorts in Kirchen die "Misa de Gallo", die Christmette. Dann füllen sich auch hier die Reihen wie niemals sonst im Jahr. Das einst erzkatholische Spanien hat ebenso wie andere Länder mit dem Rückgang praktizierender Katholiken zu kämpfen. Spaniens Weihnachtszeit dauert bis zum Dreikönigsfest. Der erste Weihnachtstag ist Nationalfeiertag, der 26. Dezember gewöhnlicher Arbeitstag.


Quelle:
KNA