Ein Immobilienmakler hat für Empörung in der nordspanischen Gemeinde Latre gesorgt. Eduardo Lacasta ließ die Decke der Eingangshalle der romanischen Kirche San Miguel aus dem 12. Jahrhundert "restaurieren". Ohne Erlaubnis der Diözese und auf eigene Faust, wie das spanische Staatsfernsehen RTVE am Donnerstag berichtete.
Der Unternehmer gab bei einem Lokalkünstler die blaue Farbbemalung mit religiösen Motiven und biblischen Figuren in Auftrag. Dass die moderne, farbenfrohe Amateurmalerei so gar nicht zur romanisch schlichten Kirche passt, ist nicht einmal das größte Problem.
Anlass zur Wut und Empörung der Gemeindemitglieder ist die Tatsache, dass sich der Geschäftsmann - wie zu Zeiten des Mittelalters - als Auftraggeber selber in der Kirchenmalerei verewigen ließ - und zwar als der Heilige Matthias.
Geschäftsmann bereits wegen Betrug verurteilt
Der Grund, warum der Immobilienmakler in der Vergangenheit die baufällige Kirche renovieren ließ, ist bisher nicht klar. Vielleicht ist es das schlechte Gewissen. Immerhin wurde er vor Jahren wegen Betrugs in Millionenhöhe verurteilt.
Was nun mit der eigensinnigen Restauration passieren wird, muss der zuständige Bischof von Jaca entscheiden. Bürgermeister Primitivo Grasa hofft zumindest, dass seiner Ortschaft nun nicht dasselbe widerfährt wie der Kleinstadt Borja ganz in der Nähe.
Aber wäre das so schlimm? In Borja entschloss sich 2012 die damals 81 Jahre alte Hobbymalerin Cecilia Gimenez, das an der feuchten Kirchenwand zerfallende Jesus-Fresko "Ecce Homo" selber zu restaurieren. Der Versuch missglückte derart, dass Medien aus der ganzen Welt darüber informierten. Das zog über Jahre Zigtausende Besucher und Schaulustige an, was so viel Geld einbrachte, dass die Kirche schließlich professionell restauriert werden konnte.